- Thomas und die Blues Brothers
- Kater Mikesch von und zu Camping
- Frühstück: Porridge mit Granatapfelkernen
- Abendstimmung
- Schnelles Abendessen
- Gemüse in allen Farben
- Thaihühnersuppe
13.01.2019 – 17.01.2019
13.01.2019
Heute bin ich ganz stolz auf mich, zum einen habe ich 2 Stdn im Fitnessstudio trainiert und dabei zum allerersten Mal nicht auf die Uhr geschaut, ob ich denn bald fertig bin, sondern ich habe die Zeit vergessen und ruck zuck waren 2 Stunden um. Es war schön anstrengend und der Blick vom Stepper und Fahrrad auf die traumhafte Poolanlage und das Meer im Hintergrund haben mich so erfreut, dass ich garnicht bemerkt habe, wie die Zeit vergeht.
Alle meine Übungen habe ich absolviert, selbst die Bodenübungen im Nebenraum des Studios machten mir Spaß, denn ich konnte dabei ein bisschen Fernsehen schauen, irgendein Beitrag aus einer Tierklinik, bei dem Tierbabys zu sehen waren, die mich ganz in ihren Bann zogen. Sooooo süß die Kleinen.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich arbeitete hart an meinem Körper (die Finger sind hinter meinem Rücken verschränkt) und Thomas der mit mir gekommen ist, war auf einmal verschwunden. Einfach so weg, wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich irgendwo auf dem Boden liege und mich übersehen.
Derart Muskel gestählt freute ich mich auf eine heiße Dusche. Das Wasser ist zwar mehr als gechlort, doch das gehört hier an der Küste wohl zum Standard. Kaum dem heißen Wasser entflohen steht eine der Mitarbeiterinnen des Fitnessstudios vor mir und fragt mich, ob ich Karin bin. Ja, die bin ich. Ola, your husband is missing you!!!
Oh wie schön, Thomas vermisst mich schon, er hat mich doch erst vor einer halben Stunde noch schweißgebadet gesehen. Ich ziehe mich schnell an und treffe vor der Rezeption Thomas, der mich besorgt anschaut. Er ist, als er mich im Studio nicht mehr gesehen hat, wie auch, ich lag ja auf dem Boden, duschen und dann zu Schätzchen zurück gegangen, um mich dort anzutreffen und da war ich nicht. Er hat sich dann gesorgt, dass ich vielleicht irgendwo liege, was ja garnicht so verkehrt war, nur mit dem Unterschied, dass ich mich freiwillig für SitUps hingelegt habe.
Die Wiedersehensfreude war groß und obwohl er ganz genau weiß, dass ich nie ohne mich zu verabschieden weggehe, versprach ich ihm, mich immer zu verabschieden, falls ich gehe.
Wie 2 Frischverliebte gingen wir dann gemeinsam heim und ich bereitete das Mittagessen vor – Spaghetti Bolognese – während Thomas unsere Sportkleider auswaschen ging.
Die Arbeitsteilung klappt inzwischen wunderbar und Thomas ist sehr glücklich darüber. Ich koche, Thomas spült. Ich mache die Wäsche schmutzig, Thomas macht sie sauber. Thomas verspritzt das Waschbecken mit Zahnpasta, ich putze gleich das ganze Haus… doch nun genug aus dem Nähkästchen geplaudert, jetzt wird gegessen.
Nach dem Essen sollst du ruhen, oder tausend Schritte tun! Wir entscheiden uns für letzteres, dazu nehmen wir unseren Kaffee und Tee mit einem Stückchen Gewürzkuchen auf unserer Sonnenterrasse ein und genießen die 25 Grad bei herrlichem Sonnenschein. Kann das Leben schöner sein.
Ich lese noch ein bisschen in Sabines Buch, es ist so wunderschön, dass ich es kaum erwarten kann, es ihr zu geben, ich hoffe, sie hat es noch nicht gelesen. Es gibt Autoren, die eine so einzigartige poetische Sprache sprechen, dass ich manche ihrer Sätze zweimal lesen muss, so unglaublich sind sie und der Autor dieses Buches – ich verrate euch seinen Namen erst, wenn ich Sabine das Buch gebracht habe – beherrscht diese Sprache.
Dann haben wir genug geruht, die Sonne zieht uns an den Strand. Es wird uns nie langweilig am Strand entlang zu spazieren. Der Strand, das Meer sehen nie gleich aus, die Insel, die 5 km im Meer vor Santa Pola liegt, ich habe ihren Namen vergessen, ist je nach Weitsicht ganz nah zu sehen und ein Ziel von uns die nächsten Tage.
Auf unserem Strandspaziergang erreicht mich dann der Anruf von Papa. Es geht ihm nicht so gut, das trübe Wetter, der Regen, das Alleinsein und sein defekter PC machen ihm zu schaffen und er sucht nach alten erledigten Unterlagen.
Ich weiß auch nicht wo sie sind und erzähle ihm von diesem Blog und dass er uns in Texten und Bildern ein bisschen begleiten kann auf unserer Reise, doch das hört er glaube ich nicht so richtig.
Es ist ein Umstand, der mich schon mein ganzes Leben begleitet, egal wo ich auf dieser Erde schon war, beim telefonieren mit meinen Eltern erzählten sie haargenau, was sie zu Hause alles beschäftigt und wer gestorben ist… daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert und ich habe es noch nie fertig gebracht zu sagen, dass ich auch einmal gerne gefragt werden will, oder erzählen will, was ich gerade erlebe…. ich weiß nicht, ob es mir je gelingt zu Papa zu sagen, dass ich mir wünsche, dass er mich mal fragt, wie es mir geht und was ich erlebe.
Es macht mich traurig, wenn Papa sich mit seinen 90 Jahren nun öfter so alleine fühlt und müde geworden ist, ich spüre dann, dass ich in meine alte Rolle schlüpfen wollte, alle meine Lieben glücklich zu machen, nur nicht an mich selbst zu denken.
Ich vermisse meinen “alten” Papa, den lebensfrohen, optimistischen, starken, zuversichtlichen Mann. Ich glaube es fällt ihm sehr schwer alleine zu sein, er ist so gerne unter Menschen und ich bin sehr dankbar, dass er es in seinen Möglichkeiten immer noch versucht neue Kontakte zu knüpfen. Am Dienstag will er mit Josie zum Hundeplatz und ich bin gespannt, was er erzählen kann.
Ich bin auch sehr dankbar, dass ich gut hier sein kann. Ich die Zeit hier, die Erlebnisse, das Zusammensein mit Thomas und mein Alleinesein mit mir so genieße, das war nicht immer so. Als Kind und Jugendliche und auch in späteren Jahren, wenn ich alleine verreiste, bin ich fast gestorben vor Heimweh.
Ich konnte mich an den schönsten Orten, mit den liebsten Menschen an meiner Seite nicht erfreuen, weil ein großes Stück meines Herzens, wenn nicht sogar mein ganzes Herz zu Hause sein wollte.
Dieses Heimweh ist geheilt, ich weiß immer noch nicht so richtig, wie es geheilt wurde, doch es ist geheilt und darüber freue ich mich sehr, denn Heimweh zu haben ist eine ganz, ganz schlimme Krankheit. Es ist ein so großer Kummer, der einem die Freude nimmt an dem was ist, den Appetit und das Lachen raubt…ich glaube jeder, der an dieser Krankheit schon gelitten hat, kann nachvollziehen, von was ich rede.
14.01.2019
Ausflug nach Alicante. Abfahrt mit dem Linienbus 10.50 Uhr vor dem Campingplatz. Ich könnte hüpfen vor Freude, endlich Tapetenwechsel, wir machen unseren ersten Busausflug nach Alicante.
Es ist spannend, obwohl hier alles neu ist und ich längst nicht alles auf dem Campingplatz und drumrum gesehen habe, kommt nach genau 8 Tagen die Neugier bei mir vorbei. Sie ist eine treue Begleiterin. Sie besucht mich regelmäßig und fordert mich auf, mit ihr zu kommen, sie will mir etwas Neues zeigen und weiß, für etwas Neues bin ich fast immer bereit.
Ich gehöre nicht (mehr) zu denjenigen, die einen Ort bis ins letzte Detail erforschen, die Monate zuvor schon zig Reiseführer gewälzt, unzählige Notizen gemacht hat, denn seit ich mit Thomas reise hat sich das grundlegend verändert.
Unsere erste, nein stimmt nicht, ab der zweiten gemeinsamen Reise, denn bei der ersten Reise nach Österreich waren wir noch so verliebt, dass mir Thomas weder die Reise-Vorfreude, noch den Spaß beim Studieren der Reiseführer nehmen wollte, habe ich aufgehört laut zu planen und meine Vorfreude vor ihm kundzutun, denn Thomas wollte nicht wissen wohin wir fahren, geschweige denn, was wir dort alles anschauen könnten, sofern wir denn wollten und das Wort Vorfreude hat er gänzlich aus seinem Wortschatz gestrichen.
Meine Gedanken und die Freude über die Reise ganz für mich zu behalten fiel mir anfangs sehr schwer, ich wollte so gerne mit meinem Reisegefährten die Freude darüber teilen, konnte nicht verstehen, warum Thomas sich so verhält.
Nur weil ich (leider) sehr harmoniebedürftig bin und Thomas nicht noch zusätzlich belasten wollte, hat dieser Umstand, der geheimgehaltenen Reisevorfreude, bis heute zu keinen ernsten Auseinandersetzungen geführt, wo es doch schließlich um unsere gemeinsamen Reisen und nicht um meine Individualreisen ging.
Gott sei Dank gab und gibt es aber liebe Menschen um mich, die an unseren Reiseplänen interessiert sind und meine Vorfreude gerne mit mir teilen und doch ist mir dieses Jahr etwas passiert, was mir noch nie passiert ist. Ich habe unsere Reise nicht vorbereitet. Ihr glaubt es nicht! Ja, ich kann es selbst kaum glauben. Ich habe zwar so grob die Richtung festgelegt und mir vom ADAC ein bisschen Material zuschicken lassen und ganz kurz vor der Abreise doch noch einen Reiseführer für die spanische Mittelmeerküste gekauft, doch das ist gegen meine sonstigen Planungen und der Beschaffung von Reiseführern nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Dann geschah etwas Unerwartetes. Thomas setzte sich die Wochen vor der Abreise hin und schaute nach Zwischenübernachtungsmöglichkeiten auf dem Weg nach Spanien, schickte mir eine Landkarte mit der möglichen Route und ich war erstaunt und sehr froh, dass er sich die Mühe gemacht hat und hatte das Gefühl bei ihm kam auch eine gewisse Freude auf.
Ich habe mich nie um die Planung gerissen, tue es heute noch nicht, doch war ich immer der Meinung, um ein Ziel zu erreichen, müsste man nach dem Weg schauen. Doch diese Meinung will ich nun revidieren und falls es so etwas, wie einen neuen Plan gibt, heißt der: Reisen ohne Plan!
Das Ziel habe ich vor Augen, doch die Wege werden sich, so hoffe ich doch inbrünstig, beim Gehen, bzw. Fahren erschließen.
Wie das nun genau aussieht?, ich habe keine Ahnung. Wir fahren mehr oder weniger im Blindflug, das ist sehr sehr gewöhnungsbedürftig für mich, da ich die Sorge habe, irgendetwas auf der Fahrt, oder an dem Ort an dem wir sind, zu verpassen, nicht mitzubekommen und mich hinterher, wenn ich es erfahre zu ärgern. So wie es mit dem Kloster Montserrat bei Barcelona passiert ist, das wir locker hätten besuchen können, wenn da nicht…….wenn ich die Bilder im Reiseführer entdecke, könnte ich mir heute noch in den Hintern beißen, meiner inneren Stimme nicht gefolgt zu sein. Doch vielleicht ist das ja auch ein Schlüsselerlebnis, das mir jetzt hilft, meinem Bauch zu trauen und den Weg einzuschlagen, den mir mein Bauch vorgibt, vorausgesetzt mein (Reise)gefährte Thomas ist auch damit einverstanden.
Mit dem Vertrauen in mein Bauchgefühl ist es nicht so ganz einfach. Aus der Erfahrung weiß ich, dass es immer recht hatte und doch lasse ich mich durch Gedanken verunsichern, ihm ohne wenn und aber zu folgen.
Überhaupt fahren seit unserer letzten Reise einige komische Empfindungen und Gefühle mit u.a. auch mehr Sorgen. Ich schiebe es auf den Wechsel der Jahre, denen ich mich manchmal so ausgeliefert fühle.
Im Gegensatz zur Neugier, die ich sehr mag, gefallen mir die Sorgen und Komisch-Stimmungen nicht so gut, doch sie zu ignorieren gefällt ihnen nicht, sie verfügen nämlich über ganz miese Tricks, sich trotz Abwehr irgendwie in meine Gedanken zu schleichen.
Deshalb habe ich entschlossen, dass ich ihnen mein Ohr schenke, erstmal zuhöre, was sie mir zu sagen haben, um mich dann, wenn ich es für notwendig erachte von ihnen zu verabschieden, denn einem meiner ganz treuen Begleiter, dem ich leider nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit schenke, habe ich in diesem Jahr einen Ehrenplatz bei mir reserviert, dem Vertrauen.
Ich habe festgestellt, ich kann ohne Vertrauen nicht leben, wir beide können nicht ohne einander, auch wenn die Kontrolle mir das immer wieder ausreden will, wir gehören zusammen und ich habe uns beiden versprochen, dass wir beide uns nie wieder aus den Augen verlieren.
Falls es doch einmal passieren sollte, dann bitte ich euch, die ihr ja nun von meinem Versprechen wisst, dass ihr mich daran erinnert, damit ich es halten kann.
Und so wird diese Reise nicht nur eine Reise in andere Länder, sondern eine Reise in mich, zu meinen innersten Quellen und ich werde euch von den anderen Ländern, den Begegnungen mit Menschen und dem unbekannten und bekannten Land in mir und der Begegnung mit mir selbst berichten.
Heute bin ich mir in Alicante begegnet und ….
Thomas kennt Alicante`s Promenade und den Yachthafen von einem Zwischenstopp, den er und seine Kollegen auf dem Weg nach Almeria in einem Hotel direkt am Strand eingelegt haben.
Wie muss es sich für ihn anfühlen, dass “OPEL” und all das was dazugehört, nicht mehr zu seinem jetztigen Leben zählt? Ich habe 1997 zwar auch Abschied genommen von meinen lieben Kollegen und einer Tätigkeit, die mir mein eigenes, sicheres Einkommen und meistens Freude bereitet hat, doch ich bin nicht, wie Thomas in die Leere spaziert, sondern in die Fülle. In die Fülle mein Leben fortan mit zwei wundervollen Kindern zu teilen. Ich hatte kein Heimweh nach der Post, die mir 18 Jahre auch ein sicherer Hafen bedeutete. Ich nahm leichten Herzens Abschied, denn ich konnte mich nun ganz meiner Lieblingslebensrolle: Mutter sein, widmen.
Mutter, mütterlich zu sein, mich zu kümmern, zu nähren, ist mein größtes Lebensgeschenk, es ist meine Natur, meine Lebensaufgabe, nichts erfüllt mich mehr, als zu lieben, auch gebraucht zu werden. Von Herzen zu geben. Ich freue mich über Menschen die es von Herzen nehmen können und habe Mitgefühl für die, die es nicht annehmen können. Mit der Aufgabe meine eigene Familie zu lieben und zu versorgen, erfüllte sich ein Teil meines Lebensplans, da bin ich mir ganz sicher…
Thomas zeigte mir das Hotel in dem er und die Kollegen übernachtet haben, erzählte vom Black Out eines Kollegen, der ein bisschen zuviel Alkohol genosssen hat und er schickte ihm ein paar Fotos, um seine Erinnerung wach zu rufen.
Alicante hat einen schönen, kleinen Yachthafen in dem auch einige wenige größerer Yachten vor Anker liegen. Mit uns ging der Promenade entlang, ein ärmlich aussehender alter Mann mit einer Plastiktüte als Gepäck.
Es ist ein seltsames Bild, im Hintergrund die Millionenyachten, die vom Personal des Eigners gewienert werden, ohne dass ein Fünkchen Staub auf ihnen erkennbar ist und direkt vor uns, der alte Mann, in schäbigen Kleidern, dessen ganzer Besitz sich, so macht es den Anschein, in seiner Plastiktüte befindet.
Den Häusern an der Promenade nach zu urteilen, gab und gibt es diese Unterschiede im Besitz und Wohlstand schon sehr sehr lange, doch stelle ich an mir immer wieder fest, dass mich mehr Besitz, wenn meine Grundbedürfnisse gut gesättigt sind, nicht noch glücklicher macht. Im Gegenteil, Besitz verpflichtet und fordert.
Als Kind habe ich das Märchen Hans im Glück nicht so richtig verstanden, wie kann er dann glücklich sein, wenn er garnichts mehr hat???, doch er hatte viel mehr als materiellen Reichtum, er war zufrieden und glücklich mit sich und dem was er war und was war. Ich bin sehr dankbar, dass ich in und mit meinen Möglichkeiten glücklich bin und Thomas und ich zusammen glücklich sind und ähnliche Werte, auch beim Thema Besitz und Wohlstand teilen.
Wir fühlen uns wohl, wenn wir Vertrauen haben, uns im Großen Ganzen geborgen fühlen, einander lieben und liebe Menschen an unserer Seite sind, wir unser tägliches Brot haben und wir trocken, warm und an einem sicheren Ort leben können.
Wenn die Sonne lacht und uns wärmt, die Vögel zwitschern, die Freude in den ganz kleinen Dingen erkennbar ist und wir beglückende Begegnungen haben, wir keinen Mangel in unseren Köpfen konstruieren und von Dankbarkeit für alles was ist erfüllt sind, dann habe ich den Eindruck, dass wir eins sind mit uns und der Schöpfung und dieses Einsein, das macht mich froh…
An der Promenade beschließen wir, vor unserem Aufstieg zur Festung Santa Barbara, eine Portion Pommes bei Mc Donald zu essen. Die Anonymität, die wir sonst ablehnen, tut uns in dem Moment gut, denn wir genieren uns, im Restaurant daneben nur eine Portion Pommes zu bestellen. Auch im Genieren sind Thomas und ich uns ähnlich, doch wir üben auch da, unsere Komfortzonen öfter zu verlassen, denn einer von uns steht dem anderen immer bei, egal, wie peinlich wir die Aktion bewerten.
Es ist schön, einen Menschen an meiner Seite zu haben, von dem ich mich geliebt fühle, auch, oder gerade wenn ich nicht meine Schokoladenseite präsentiere.
Mir schmecken die Pommes und wir genießen es draußen zu sitzen, fast ungetrennt von den Gästen des Nobelrestaurants direkt neben uns.
Gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Festung. Dank Thomas Navigation finden wir den Weg und steigen Kehre um Kehre auf dem wunderschön ausgebauten, wenn auch durch den marmorähnlichen Belag sehr rutschigen Weg nach oben. Wir halten immer wieder inne, um die Ausblicke aus verschiedenen Positionen zu genießen, die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß und die Steigung von 20% ist gut zu meistern. Oben angekommen sind wir überwältigt von den Aussichten, in die Berge, in die hochhausgepflasterte Stadt und auf das Meer und die vorgelagerte Insel Tabarca.
Die Vorstellung, was hier durch die Mauren begonnen und von Römern, Kathargern und sonstigen Bewohnern erschaffen wurde ist unvorstellbar… es gibt große Mühlräder, die das Korn gemahlen haben und tiefe Brunnen für Trinkwasser…alles von Menschenhand geschaffen, vor langer Zeit und heute noch faszinierend.
Ob die Bauwerke, die unsere Generation heute errichtet, all das was wir heute erschaffen, auch so einen bleibenden Wert hat. Die vielen Plastikflaschen, die wir im Fluss angestaut gesehen haben, können wohl nicht das einzige sein, was wir der Nachwelt an unzerstörbaren Werten hinterlassen.
Wir steigen in die langsam untergehende Sonne ab und machen uns, nachdem Thomas noch eine heiße Schokolade bei Mc Coffee trinkt auf den Weg zum Busbahnhof und dank meiner Hartnäckigkeit, oder besser gesagt: Ich folge meinem Bauch!!!, gehen wir von der Promenade bis dorthin durch einen schönen Park, der sich zwischen zwei Hauptstraßen befindet und uns entspannt direkt an den Busbahnhof führt. Für 10.80 Euro hin und zurück, zwei Personen, ist der Preis für die 30 km Strecke von La Marina nach Alicante ein Schnapper. Wir nutzen gerne den Bus, unterwegs sehen wir etwas von der Landschaft und wir brauchen uns keine Gedanken um einen Parkplatz in Zentrumsnähe zu machen, der Bus bringt uns genau dorthin.
Für einen Marktbesuch, die Stadt zu besichtigen und die Markthalle aufzusuchen hat die Zeit heute nicht gereicht, als wir 18.30 Uhr den Bus nach Hause nehmen, ein Grund wieder zu kommen.
Es ist tiefste Nacht, als wir nach einer Dreiviertelstunde Fahrt am Camping Platz ankommen und ca. 6 Grad kalt, Zeit mit einer warmen Suppe den schönen Ausflugstag ausklingen zu lassen.
Die Tage vergehen wie im Flug. Wir sind schon eine Woche hier und 18 Tage unterwegs. Für Normalurlauber mit 3 Wochen Urlaub wäre jetzt der Urlaub bald zu Ende, ich habe den Eindruck, dass er für uns erst beginnt.
Wir die Anfangsschwierigkeiten, auf engem Raum die Terretorien abzustecken bewältigt haben und nun der gemütliche, entspannte Teil der “LangZeitReise” beginnt. Ich freue mich an dem was ist, warte geduldig, bis das Ziel mich anzieht und genieße das Hier und Jetzt.
15.01.2019
Ich werde meinen Entschluss jeden Tag zu schreiben heute aufgeben. Ich schaffe es nicht und stelle mir die Frage, wem oder was ich beweisen will, dass ich Disziplin habe. Ich habe sie nicht immer, das ist meinem Vata-Naturell zu schulden, ich kann da garnichts dafür. So wie ich bin, bin ich richtig, das habe ich auf einem Ayurvedaseminar gelernt und Vata-Kaphamenschen, wie ich, sind wie Feuer und Wasser, leicht zu begeistern, doch nicht immer reicht die Energie dann auch, die Begeisterung bis zum Ende zu bewahren.
So werde ich euch an dieser Seite von mir teihaben lassen (sie gefällt mir nicht so gut an mir!), manchmal brenne ich vor Leidenschaft und Begeisterung und so schnell, wie das Feuer brennt, kann ich es auch löschen.
Ich werde jetzt schreiben, wann es passt, täglich, oder nicht täglich und das was aus mir will darf aufs Papier, in den Blog, ich werde mich weder zwingen zu schreiben, noch selbst für mein Geschriebenes, oder Nichtgeschriebenes verurteilen, das hört sich nach einem guten Vorsatz an, mal schauen ob es klappt.
Ich beobachte seit einigen Tagen, dass ich einmal in der Gegenwart, dann in der Vergangenheit, dann wieder in beiden Zeiten schreibe, das kommt von diesen Wechseln, gestern, oder heute. Verzeiht diese Zeitenwechsel, dies zu kontrollieren, würde mich in meinem Schreibfluss hemmen, doch bemühe ich mich die Vergangenheit anzuwenden, wann immer es passt…
Pilates ist heute angesagt, ich gehe alleine, Thomas wäscht Wäsche, spült, leert das Clo und das Wasser, füllt Wasser. Ich bin so dankbar, dass ich mich um diese Dinge nicht kümmern muss, dass sie Thomas für uns übernimmt. Dafür koche ich eines von Thomas Lieblingsessen, dem er sogar einen Namen verpasst hat: Bonanza.
Bonanza, die Älteren unter euch erinnern sich an Hop Singh, den Koch der Cartrights auf ihrer Farm. Cowboys essen gerne Bohneneintopf und wir beide auch und so gibt es, hauptsächlich, wenn die Zeit knapp wird, einen meiner Unterzuckerungsanfälle abzuwenden, Bonanza.
Heute Bonanza mit Kidneybohnen, rotem Paprika und Rinderhack, damit man(n) auch richtig satt wird. Man(n) wurde satt und drehte im Anschluss eine Mopedrunde mit seinem neuen Mopedfreund Albert aus Trier. Ich freue mich, dass Thomas seinen Spaß hat und nutze die Zeit um unser Schätzchen innen auf Hochglanz zu polieren, die Wäsche aufzuhängen und mit Irene zu telefonieren, anschließend mache ich einen Strandspaziergang und lege mich ein Weilchen in die Dünen, um dem Rauschen des Meeres zu lauschen. Ich liebe das Meer und wie ich beim Heimkommen in einer WhatsApp von Monika lese, sie auch. Sie überlegt, ob sie uns mit Birgit besuchen kommt. Das wäre eine wunderschöne Überraschung, der Flughafen liegt nur 30 km entfernt und hier am Platz gibt es Mobilheime zu mieten. Ich bin gespannt, wie die Beiden sich entscheiden, mit ein paar Bildern habe ich ihnen in jedem Fall den Mund wässrig gemacht.
16.01.2019
Steigerung! 09.30 -10.30 Uhr Pilates, gleich im Anschluss noch eine Stunde Rückenkurs, ich habe es eingangs erwähnt, ich bin ganz stolz auf mich, wenn ich beim Sporteln durchhalte. Um ehrlich zu sein, ich liebe es mich zu bewegen, doch mich riesig anzustrengen, noch dazu, dass mir jede Gräte wehtut, das mag ich nicht so gerne. Doch das Sporteln hat auch was Gutes, meinem Rücken geht es sehr gut und mir, mit nicht zuviel Anstrengung auch. Thomas erklärt mir, dass beim Sport auch Glückshormone freigesetzt werden, naja, beim Schokoladeessen auch und das strengt mich nicht so an… jaja, ist gut, ich bleibe mir und meinem Rücken zuliebe dran und esse die Schokolade hinterher, nein, ich esse seit neuestem Rosinen, damit ich mir nicht mit Verstopfung den Urlaub verderbe und Rosinen schmelzen auch nicht in meiner Hosentasche, das ist wahrscheinlich der größte Gewinn…
Die Tage werden ruhiger, wir sind angekommen, eine gewisse Routine, ein Ablauf kehrt ein. Mit tut es gut, ich fühle mich im Hier und Jetzt und genieße was gerade zu tun, oder zu lassen ist.
Ich lese in Sabines Buch, das mich sehr berührt. Ich kann nicht sagen, was es war, das mich veranlasste für sie dieses Buch zu kaufen und hoffe, dass sich die Handlung in ihrem Leben nie wiederholt, sondern sie wie ich, diese zarte Poesie liebt, diese Wortspiele, diese Schachtelsätze, die ich gut von mir kenne, dieses Gefühl HIER UND JETZT ist alles richtig für mich, vielleicht nicht für alle anderen, doch für mich.
Thomas geht Beute machen, er muss etwas tun und tut so nützliche Dinge, wie Fisch kaufen. See Hecht fürs Mittagessen, bereits filetiert für die bequeme Köchin.
Wenn es nicht zu viele hintereinander sind, liebe ich diese Tage die so dahinplätschern, ohne große Abwechslung, nur zu lange darf es nicht sein, sonst meldet sich meine Neugier und Ungeduld etwas Neues zu erleben, doch so nehme ich mir ab und an die Zeit etwas tiefer einzutauchen in das was ist und das tut mir glaube ich ganz gut, ein, oder zwei Tage (hahaha!!!).
17.01.2019
”EIGENTLICH” ist Pilates und …. doch ich beschließe mir heute Zeit für das Zusammensein mit Thomas zu nehmen. Ich will unseren Hochzeitstag mit ihm feiern, jeder Tag ist unser Hochzeitstag, heute ist unser 42. Hochzeitstag. Ich weiß nicht wieviel Tage uns bleiben und so will ich jeden als solchen feiern, wie ich jeden Tag meines Lebens so feiern will, denn ich weiß nicht wie viele ich noch habe.
In Sabines Buch steht so sinngemäß: Wenn wir wüssten, wie kurz unser Leben ist, würden wir keinen Tag mit ärgern, oder anderen unnützen Dingen verbringen. Ja, wir denken wohl zu oft, wir hätten alle Zeit der Welt, die haben wir nicht, ein menschliches Leben ist begrenzt und was sind selbst Papas stolze 90 Lebensjahre gemessen am Zeitalter der Erde.
Mama ist nun 4 Monate und 6 Tage tot. Ich trage ihr Sterbebildchen bei mir im Kalender und auch ohne das Bildchen ist sie jeden Tag bei mir. Wie lang und wie kurz waren die 55 Jahre, die ich mir ihr verbringen durfte. Wahrscheinlich habe ich mehr meiner Lebenszeit mit ihr verbracht, als ich ohne sie verbringen werde, was ein Geschenk.
…..Fortsetzung folgt
10.01. – 12.01.2019
3 Tage. Ich hinke meinen Einträgen drei Tagen hinterher, ok, ich habe mich um 4 Tage gesteigert und werde den Tag feiern, an dem ich am gleichen Abend, oder zumindest am morgen danach, das kommt mir realistischer vor, meine Erkenntnisse und Erlebnisse auf den Schirm bringe.
Wie bereits erwähnt, wäre ich ohne meine Abendnotizen aufgeschmissen, doch, wie auch schon geschrieben, es hat etwas, sich einige Zeit später die Erlebnisse noch mal ins Gedächtnis zu rufen.
An dieser Stelle möchte ich ein bisschen abschweifen. Thomas und ich machen fast immer am Abend, oder spätestens am Morgen danach unsere Dankbarkeitsübung zusammen. Entstanden ist diese Übung mit Aaron, mit dem wir nicht, wie wir es gelernt haben zu Abend beten, sondern eben diese Übung mach(t)en. Wir schauen uns den Tag noch einmal an und teilen unsere Dankbarkeit über die Erlebnisse miteinander.
Es ist sehr spannend, wenn wir wie jetzt, öfter den ganzen Tag zusammen verbringen, wie unterschiedlich unsere Wahrnehmungen sind. Thomas sagt z.B. er ist für den Anblick des schönen Pfaus im Pinienwald dankbar und ich stelle fest, dass ich daran garnicht mehr erinnere, doch die Erinnerung von Thomas lässt auch bei mir, den frei lebenden Pfau mit seinem prächtigen Gefieder wieder vor meinen Augen auftauchen.
Wir lieben diese Übung, dieses Gebet und so ähnlich fühlt es sich für mich an, wenn ich, egal wann, noch einmal meine Erlebnisse aufschreibe. Weniger schöne Erlebnisse verarbeite ich besser beim Schreiben, ich kann oft besser erkennen, was für Emotionen mich bewegt haben, oder ich kann Lösungen mit dem Schreiben erkennen, die ich zuvor nicht habe erkennen können.
Um es kurz zu machen, schreiben und lesen sind für mich wundervolle Geschenke und deshalb teile ich sie so gerne.
Zurück zum 10.01.2019.
Ich konnte am Vorabend lange nicht einschlafen, zu sehr haben mich meine Emotionen aufgewühlt. Ich bat Gott mir beizustehen und auch Mama, die ich jetzt ganz nahe bei ihm wissen will, bat ich um Hilfe.
Mama ist mir jetzt überall nahe, ich habe sogar den Eindruck, sie ist mir viel näher, als die letzten Jahre in ihrem Leben.
Meine Bitte wurde erhört und ich kam zur Ruhe und konnte, wenn auch sehr unruhig einschlafen. Ich träumte dann von Sarina. Sie war am Meer, am Strand, trug ganz schwarze Kleider und hatte mächtig viel Ausrüstung, oder Gepäck, was immer das auch war bei sich. Ich beobachtete sie von Weitem. Sie ging dann einen steilen Sandberg, eine hohe Sanddüne mit ihrem ganzen Gepäck hinauf, ich war dabei ganz in ihrer Nähe und konnte von der höchsten Stelle der Düne hinunterblicken und sah, dass unten, nicht wie auf der Seite, wo Sarina zuvor am Strand ging ein langer Sandstrand war, sondern eine Steilküste. Ich erschrak zuerst und dachte mir, oh mein Gott, sie wird mir doch nicht dort hinuntersteigen, doch dann sah ich, dass es an einer Stelle einen Weg hinunter an den Strand gab.
Ich sah auch, wie Autos von dort aus durch das Meer fuhren, um eine gegenüberliegende Insel zu erreichen. Auch da dachte ich, oh je, das geht doch nicht, ihr geht doch unter. Das Wasser war allerdings so flach, dass die Autos durch das Wasser fahren und die Insel erreichen konnten.
Träume sind für mich immer ganz wichtige Ratgeber und ich werde mir diesen Traum in jedem Fall noch einmal anschauen, denn oft geben Sie mir wichtige Hinweise aus meinem Unterbewussten. Ich habe Sarina von meinem Traum erzählt, für mich ist es ein hilfreicher Traum.
So hatte die unruhige Nacht auch ihre gute Seite und am Morgen wachte ich zwar nicht ganz so erholt auf wie sonst, doch um einen unvergessenen Traum reicher.
Thomas war guter Stimmung, doch ich brauchte noch eine Weile um mir meiner Gefühle klar zu werden und mich nicht zu übergehen, doch wie könnte ich ihm böse sein, ihm kann man garnicht böse sein.
Wir machten es uns noch ein bisschen gemütlich und frühstückten seit langem wieder einmal wie zu Hause.
Aus dem Tiefkühlfach zauberte ich noch 2 eingefrorene Laugenweckchen, die nach langer Abstinenz hier noch besser als zu Hause schmecken, dazu gab es gekochte Eiern – ich habe nämlich auch an unseren Miniwasserkocher gedacht, frischem saftigen Paprika und das vorletzte Stück Comte aus Frankreich. Mit der guten Stimmung die in uns wohnte, schmeckte gleich alles noch einmal so gut und ich machte mich an die Arbeit und backte Vollkornweckle und Gewürzkuchen.
Hab ich schon gesagt, wie sehr ich mein Backöfelchen liebe, es ist mir ein so treuer Freund hier in der Fremde. Weißbrot gehört, wie ihr schon wisst, nicht zu meinen Lieblingsfreunden und so gibt mir Öfelchen die Möglichkeit, sobald wir am Strom hängen, all die leckeren Backwaren herzubestellen, die wir so lieben. Laugenweckle, Vollkornweckle, Aprikosenschnecken, Kuchen in allen Variationen und noch vieles mehr. Öfelchen ist unersetzlich und wir von mir gehegt und gepflegt.
Thomas putzt derweil das Moped. Es ist sein Schätzchen, das ihm ermöglicht unkompliziert die Gegend zu erkunden. Wenn es garnicht anders geht, fahre ich auch mit, doch ich war und bin noch nie eine wilde Motorradbraut gewesen und werde es wohl auf dem Minirädchen auch nicht werden. Eine Harley mit Rückenlehne für mich, da könnte ich mir das ganze noch einmal überlegen… ein weiterer Vorteil ist, dass Thomas seine Ausflüge machen kann und ich etwas anderes unternehme, so haben wir uns am Abend beide etwas zu erzählen, das jeder für sich haben konnte.
Zu Mittag essen wir heute Thaipfanne mit Reis und Cashewkernen, sehr lecker, ich habe gleich ein bisschen mehr gekocht, um einmal kochen zu sparen… denn obwohl ich sehr gerne koche, liebe ich es auch an einen gedeckten Tisch zu sitzen. Leider traut sich Thomas mit seinen Kochkünsten nicht an meine heran, was ich sehr schade finde, denn er war der allererste Mann in meinem Leben, der mir beim ersten Besuch etwas selbst kochte. Ich durfte es mir aussuchen und bestellte Pizza und noch heute schmeckt mir Thomas Pizza am allerbesten, nur großen Hunger darf ich nicht haben, wenn er seine Pizza zubereitet, denn er zelebriert das Belegen und das kann bei mir, vor allem wenn ich dem Unterzucker nahe bin, zu raubtierähnlichen Ungeduldsattacken führen, vielleicht habe ich ihn damit mal erschreckt. Thomas, falls du je diese Zeilen liest, es tut mir leid, ich kann vieles aushalten, nur keinen Hunger. Bitte wage es wieder und trau dich an den Herd, ich nehme vorher auch einen kleinen Snack und lass dich ganz in Ruhe lochen, um dann mit dir das Essen zu genießen, versprochen.
So hätte ich das auch mal geklärt, wo geht es hier nun weiter? Ach ja, nach dem Curry gehen wir 2 Stunden am Strand spazieren. Es geht etwas Wind und das Meer bäumt sich mit einer herrlichen Brandung auf und singt sein ganz eigenes Lied. Wir beiden Romantiker können davon nicht genug bekommen und kaufen auf dem Rückweg noch eine Flasche Wein ein, um den Tag schön ausklingen zu lassen. Übrigens habe ich mich heute Morgen, zum ersten Mal seit wir hier sind, getraut meine Gymnastikübungen auf der Matte zu machen, muss ja keiner wissen, dass ich mich hinter Schätzchen versteckt habe….
11.01.2019
Thomas hat uns alle 2 Tage Fitnessstudio verordnet und da ich ihm ja nie widerspreche (pst, ihm da nicht verraten), folge ich brav. Wir machen zuerst die Übungen an den Geräten, Fahrrad und Stepper und dann besuchen wir einen Kurs. Da wir der spanischen Sprache nicht mächtig sind, lassen wir uns einfach überraschen, um welchen Kurs es sich handelt. Heute war es irgendwie etwas besonderes. Mari, so heißt die Vorturnerin, zeigte uns bei ihr sehr anmutend aussehende Figuren und wenn wie sie richtig verstanden haben, dann sollten wir diese so anmutig nachmachen. Balance Training nannte sich das Ganze.
Gott sein Dank standen Thomas und ich auf den hinteren Plätzen, also nicht so nahe am Spiegel, doch ab und zu ließ ein Vordermann ein bisschen Platz und wir konnten einen Blick auf uns selbst erhaschen. Anmutig, schwerelos, wie Mari es vormachte, sah es bei mir nicht aus. Ehrlich gesagt hatte ich ziemliche Mühe die Figuren auch nur einigermaßen wie all die anderen nachzustürmen, doch ich bemühte mich sehr. Als mich nach dem Grazie- Training in der Umkleidekabine dann noch eine Frau ansprach, ich solle ihr meine Telefonnummer geben, sie würde mir dann das von ihr aufgezeichnete Video zuschicken, sah ich sie entgeistert an und stotterte: “Nein, ich brauche kein Video!”, sie sah mich dann ebenfalls sehr entgeistert an, doch ich brauche meine seltsamen Verrenkungen nicht auch noch auf einem Film.
Gott sei Dank hatte ich vor dem trainieren schon den Dampfnudelteig aufgesetzt und freute mich jetzt auf frisch gebackene Dampfnudeln mit Kartoffelsuppe, wenigstens ein Highlight nach diesem Kurs, der mich eher aus der Balance statt in die Balance brachte. Thomas ging es nicht viel anders als mir und so hatten wir auch an diesem Morgen unseren Spaß und lachten über uns selbst.
Die Dampfnudeln waren spitze, die ersten Dampfnudeln im Womo… es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Mittags finden wir unsere Balance im Liegestuhl beim Lesen wieder und das Kuscheln kommt auch nicht zu kurz. Gegen Abend fährt Thomas mit dem Mopedle zu einem Motorradhändler. Er will sich eine neue Motorradjacke besorgen, da wir seine alte Lederjacke, die er sonst beim Fahren trägt, zu Hause vergessen hat. Leider haben sie die Jacken nur in Kindergrößen, ja, die Spanier sind eben außen nicht so groß.
Abends telefoniere ich mit Sarina und bin traurig, dass es ihr nicht so gut geht, doch ich lege sie, mich und all meine Lieben in Gottes Hand. Ich muss nicht alles regeln, wie gut, dass er da ist.
12.01.2019
Porridge am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen und macht mich so satt, wie nichts auf der Welt. Ich bin gerüstet für den Strandspaziergang und den Marktbesuch in der Urbanisation, was immer das bedeutet, in La Marina.
Wir laufen nach dem Frühstück bei herrlichem Sonnenschein und gefühlten 8 Grad warm eingepackt los, am Strand entlang, dann dem Fluss folgend in die Urbanisation und da ist er schon der Markt. Ausländische Märkte sind nicht mit unseren Wochenmärkten zu vergleichen. Es gibt hier fast alles, was du dir nicht denken kannst und ich kann es jetzt beim Schreiben nicht so richtig fassen, es gab einen marokkanischen Gebrauchtkleiderhändler, der eine neu-und sehr hochwertige deutsche Markenmotorradjacke verkaufen wollte.
Ja ganz ehrlich, ich veräpple euch nicht. Thomas hatte zwar Hoffnung einen Kleiderstand zu finden, an dem es auch Motorradjacken gibt, doch auf die Idee, dass ein Berber gebrauchte Kleider, u.a. Motorradjacken verkaufen würde, kam auch er nicht.
Der sehr freundliche Mann, zeigte Thomas seine Jacken, bedauerte, dass wir kein Französisch konnten und erzählte uns, dass er aus Marrakech stammt und es in seiner Heimat viele deutsche Touristen gibt.
Die erste Jacke, die ich hängen sah passte Thomas dann wie angegossen. Der Mann nahm ihn mit zum Autospiegel, damit Thomas sich davon überzeugen konnte und er war auch überzeugt, wie ich und der Mann. Nun begann die Preisverhandlung, die recht einfach ausfiel, denn Thimas hatte genau 35 Euro in der Tasche und wir wollten noch für ca. 2 Euro Paprika kaufen. Der Mann wollte 40 Euro und ich sagte inschallah, das heißt: So Gott will, suchte in meiner Tasche noch nach Geld und steuerte meinen Fund von 2 Euro zu Thomas seinen 33 Euro bei. Der Mann hatte sich glaube ich mehr aus meinen Taschen erhofft, doch er stimmte mit Gott überein und suchte sogar noch eine Tragetasche für Thomas neue alte Jacke.
Wir haben unseren ersten Handel erfolgreich abgeschlossen. Thomas ist glücklich, ich freue mich für ihn und wir alle freuen uns, der Mann schüttelt uns die Hand und lässt uns mit den Worten und dem Blick nach oben: Inschallah ziehen. So einfach ist es Freude zu haben. Thomas hat eine tolle Jacke, wir haben nachhaltig gehandelt und ich hoffe, die Jacke wurde keinem anderen Menschen geklaut… doch diesen Gedanken lasse ich gleich wieder los.
Wir treten den Rückzug an, Thomas trägt seine Beute unter dem Arm und unser Restgeld reicht gerade noch für 2 rote Paprikaschoten und einen frischen Fenchel, der herrlich duftet. So erfüllt machen wir uns auf den Heimweg und begegnen 3 alten deutschen Frauen samt ihrem Fiffi, die wir nach dem Rückweg durch die Dünen fragen. Die drei, nicht von der Tankstelle, beschließen kurzerhand ihre eingeschlagene Richtung zu wechseln, um uns ein Stück den Weg zu zeigen. Wir nehmen ihr Angebot an und führen eine sehr schöne Unterhaltung mit ihnen, die , wie sie uns erzählen schon seit 20 Jahren in der Nähe Häuser gekauft haben und hier leben. Sie sind glücklich hier zu sein und die Älteste mit 85 Jahren erklärt auf meine Frage, ob sie denn kein Heimweh nach Deutschland habe: “Nein, ich bin hier zu Hause” und nickt ihren Freundinnen zu, die auch hier zu Hause sind…
Die drei verabschieden sich, als wir versichern es alleine bis zum Campingplatz zu schaffen, sie sagen uns auf spanisch, dass es ihnen ein Vergnügen war, uns kennengelernt zu haben und wer weiß, vielleicht sehen wir uns wieder…
Das wäre ein Ding, wenn wir sie wieder treffen würden, doch nach der heutigen Aktion mit der Jacke kann ich mir alles vorstellen, nicht umsonst stand auf meinem Teebeutel
MACHE DICH LEER UND LASS DICH VOM UNIVERSUM FÜLEN.
Dieses Zitat rufe ich auch Sarina zu und wünsche mir, dass sie auch viele so wundervolle Begegnungen hat, wie wir.
Zu Hause angekommen gibt es unsere Kreditkarte beim CampingMetzger Kredit für Hackfleisch und das Abendessen und das Mittagessen für morgen sind gerettet.
Heute genießen wir die Reste der Thaipfanne, danach lese ich das Buch, das ich Sabine schenken wollte, doch nicht mehr rechtzeitig zur Post bringen konnte und danach bereite ich eine Süßkartoffelsuppe, die Bolognesesoße und Laugenweckle für morgen vor, denn morgen habe ich kochfrei, ich wünsche mir, dass Thomas den Koch-Mut fasst und sein Glück mit dem Abkochen von Spaghetti und dem Wärmen der Soße versucht.
Thomas wäscht seine Beute mit Rei in der Tube und freut sich wie ein Schneekönig, wie schön sauber sie geworden ist, trinkt mit dem Nachbarn zwei Bierchen und führt Männergespräche, während ich die Vorbereitungen und die Vorfreude auf das Sonntagsfrühstück mit frischen Laugenweckle, von Thomas für uns zubereitet, genieße und die Spuren des Kochens und Backens mit dem Staubsauger vernichte.
Zu Abend gibt es dann die leckeren Fleischküchle mit Paprikagemüse und die restlichen Dampfnudeln, nein, bei uns verkommt nichts, alles wird verbraucht, so sind wir halt, wir Nichtschwaben.
Dann genießen wir den schönen Abend, ich mit Schreiben und telefonieren mit Papa und Thomas mit Lesen.
FÜR SARINA

05.01.-09.01.2019
Die Zeit vergeht wie im Flug, heute haben wir den 09.01.2019 und sind seit 13 Tagen unterwegs. Das stimmt seit Montag, dem 07. Januar nicht mehr so richtig, denn wir sind an unserem ersten Ziel angekommen.
Weil ich mir vorgenommen habe, diszipliniert und lückenlos zu schreiben (mal sehen, ob es mir dieses Mal gelingt?!) muss ich, weil wir heute ja schon den 09. haben einen Rückblick starten.
Komisch, wo ich ja “eigentlich” nichts zu tun habe, als das bisschen Haushalt zu schmeißen und alles zu genießen, was ist, fällt es mir garnicht so leicht, unsere Erlebnisse auf ein Minimum verdichtet (das fällt mir am schwersten, ist sozusagen fast unmöglich für mich) täglich festzuhalten. Mag sein, dass ich diesbezüglich nicht die Disziplinierteste (schon das Wort schreibt sich schwer!!!) bin, doch manchmal bin ich am Abend zu platt, oder zu faul, noch einmal den Tag Revue passieren zu lassen.
Das ist schade, denn wenn ich schreibe, dann sehe ich den Tag, die Tage, wie Filme vor mir und aus der Beobachtersicht erkenne ich manches Detail, das sich vorher verborgen hat…
Also, was soll das für mich heißen…täglich kurze Aufzeichnungen machen, auch wenn die Lust dazu sich in Grenzen hält, denn so habe ich die schönen Momente doppelt erlebt (von den weniger schönen, will ich hier nur in Ausnahmefällen berichten) und mit euch kann ich auch noch teilen und wie heißt es so schön, geteilte Freude ist doppelte Freude, doch nun auf nach Morella.
Wir haben am 05.01.19 nach unserem obligatorischen Wärmefrühstück: Porridge mit vielerlei Beilagen, oder wie man auf neudeutsch sagt: Hafer-Bowl, das Ebrodelta verlassen, um uns, nicht wie gestern geplant, weiter den Ebrolauf hinauf zu bewegen, sondern direkt nach Morella in die Berge zu fahren, wir fürchteten die Kälte im Gebirge und am Wasser und wollten unseren ersten Ausflug in die Berge nicht gleich zu sehr ausdehnen. Wir haben ja Zeit, nicht wahr.
T. kann keine Heizung in der Nacht ertragen und wenn die Nachttemperaturen um null Grad sind, wartet der eine auf den anderen, in der Hoffnung, dass er, leider heißt sie meistens SIE, aus dem Bett kriecht, um Schätzchen wieder auf Temperatur zu bringen.
Hier ganz kurz: Papa, keine Sorge, wir haben es warm, in der Nacht zwar nur im Bett mit 2 Wärmflaschen und Christines Weihnachtsgeschenk unseren dicken Kuschelsocken, doch wir frieren nicht, bis auf die paar Sekunden, die ich brauche, um die Heizung anzuschalten, um dann wieder ins Bett zu kriechen, eine Viertelstunde zu dösen, bis es auch im Wohn-,Ess-, Schlafzimmer, in der Küche und im Bad schnuckelig warm ist, dass es sich lohnt aufzustehen.
Nach einer wunderschönen Fahrt mitten durch Orangenplantagen und Olivenhaine, ich habe noch nie so viele Oliven- und Orangenbäume in meinem Leben gesehen!, näherten wir uns sanft den Bergen, kaum spürbar ging es immer höher, bis auf einmal die Vegetation sich veränderte, keine Olivenbäume mehr zu sehen waren, sondern eine karge Gebirgslandschaft. Thomas und Schätzchen brachten uns heil auf 1000 m Höhe und nach all dem Nichts, lag plötzlich wie eine Oase die Festungsstadt Morella vor uns.
Wir sind keine Stadtmenschen, doch sehr alte Städte, am liebsten nicht sehr groß, ziehen uns immer wieder an, so auch Morella. Es gefiel uns auf Anhieb, der Aufstieg hat sich gelohnt.
Im Internet habe ich gelesen, dass es einen Stellplatz dort gibt und erstaunlicherweise war der Weg dahin super ausgeschildert. Der Stellplatz liegt gegenüber der Altstadt, im Nirgendwo. Um uns herum eine wundervolle Stille, es fahren auf der bestens ausgebauten Straße nur wenige Autos. Wir schauten direkt auf die Festung und die erhaltene fast 3 km Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren, direkt vor unseren Augen lag das große Michaels-Tor.
Die Sonne begleitete uns auch hierher. Wir haben seit dem 29.12.2018 jeden Tag Sonne. Die Temperaturen hier oben liegen bei ca. 8 Grad, doch die Sonne hat Kraft und wir brauchen auch am Tag keine Heizung, so aufgewärmt ist Schätzchen.
Nachdem Mittagessen, wir essen noch Wintergerichte, wie Lachstagliatelle mit Gurkensalat – Gurke!, die erste Versuchung ein bisschen Frühling in`s Essen zu zaubern missglückte leider in meinem Magen, er mag keine kalten Lebensmittel, wenn es draußen kalt ist und so passe ich unseren Speiseplan, wie zu Hause den Außentemperaturen an, auch wenn die Sonne scheint.
Endlich machen wir uns auf, in T. Worten: Lass uns mal einen Zug durch die Gemeinde machen… Ja, ich bin dabei, es geht mir gut.
Wir zogen los und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auf dem Weg zur Altstadt kamen wir an einem römischen Äquadukt vorbei und genoßen den wundervollen Ausblick in die Berge… weit und breit nichts als terassenförmig angelegte Ziegen- und Schafweiden, ab und zu ein Gehöft und Stille, eine ganz tiefe Stille… wie klein wir Menschen angesichts solcher Natur sind.
Wir passierten das bereits gesehene Michaelstor und die Stille wich einem regen Treiben innerhalb der Mauern. Wir beschauten die vielen Gässchen, informierten uns über den Käse und die Wurst, die hier produziert wird und beschlossen, morgen am Markttag, auch dem Tag der heiligen drei Könige, unsere Vorräte aufzufrischen.
Wir ließen uns Zeit die Gassen zu durchlaufen und kamen dann leider zu spät an die Festung, die ich mir sehr gerne angeschaut hätte, doch sie schloss in einer Stunde und das reicht bei weitem nicht, sie zu erklimmen und sich umzuschauen, leider hatten wir das Pech, dass die Festung auch am 06. und 07.01. geschlossen blieb. Feiertage in Morella.
Doch Feiertag wird in Spanien wirklich gefeiert. Diesem Spektakel durften wir dann am Abend zurück von unsrer Erkundungstour beiwohnen. Nach Einbruch der Dunkelheit war die Festung und die Stadtmauer beleuchtet, das war schon ein sehr imposantes Bild, doch mit einem Mal fuhr die Polizei mit vielen Autos hupend eine Eskorte hoch zur Altstadt, durch`s Michaelstor und dann begann ein Feuerwerk vor dieser Kulisse und wir standen genau gegenüber, hatten die besten Plätze.
Unser Ausflug hatte sich, trotz der null Grad in der Nacht gelohnt, wir wurden mit herrlichen Eindrücken erfüllt und ich schlief wunderbar.
06.01.2019
Markttag in Morella. T. schulterte nach dem Frühstück seinen Rucksack und auf ging es, die “altbekannte” Strecke hinüber und hinauf zur Altstadt, ca. 20 Min. zu Fuß. Wir kehrten noch kurz bei der Touri Info ein, um zu fragen, was es denn mit dem Feuerwerk auf sich hatte. Die junge Frau sah uns mit großen Augen an und sagte andächtig, es wären gestern in der Nacht 3 Könige gekommen. T. und ich sahen uns an, dachten wir doch an den spanischen König… doch sie lachte… heute ist heilig drei König-Fest.
Wir stellten uns vor, wenn wir in Deutschland hupend und mit Feuerwerk der drei Könige aufwarten würden…
Den Markt hatten wir schnell besucht, es waren nur 4 oder 5 Stände unter den alten Arkadenhäusern, doch eines gab es dort: Naranjas – Orangen. Thomas war schon ganz traurig, dass wir auf der Fahrt hierher keine Gelegenheit hatten frische Orangen, direkt vom Baum zu kaufen, nun, hier lagen sie samt Blätter vor ihm.
Wir kauften Orangen, die großen roten Paprikaschoten, die wir so gerne essen und die immer viel saftiger sind, als es je eine Paprika zu Hause sein kann, den hier in der Region typischen fast schwarzen Stierschinken, Chorizzowurst für T. und ein schlecht schmeckendes Weißbrot und ein etwas besseres Weißbrot… ich glaube, das Brot und ich werden hier keine Freunde, dafür habe ich Vollkornmehl dabei und kann sobald ich Strom habe backen.
Wir suchten noch die anderen Tore auf, bis mir einfiel, dass ich gestern gelesen habe, dass es einen Gottesdienst gibt, ich bat T., dass wir den Frauen folgen, die sich gut gekleidet auf den Gassen in eine Richtung bewegten und tatsächlich strömten sie zur Kirche.
Wir hatten nun auch die Gelegengheit die Kirche ohne Eintritt zu bewundern, der Schwabe kommt eben manchmal auch bei uns Nichtschwaben durch. Von außen sehr schlicht, barg die Kirche wundervolle Schätze in sich und obwohl wir die Sprache nicht verstehen, fühlten wir uns geborgen im Gottesdienst. Doch die Kälte in der Kirche und draußen ließen uns dann ins sonnengewärmte Schätzchen zurückkehren. Wir bunkerten unsere erworbenen Schätze und machten uns einen schönen gemütlichen Sonntag.
07.01.19
Wir verlassen Morella und wollen auch nicht, nochmal angedacht an die Ebroseen weiterfahren. Wir vermissen die Wärme am Meer und machen uns auf Richtung Santa Pola. Wir fahren zum ersten Mal die kostenfreie Autovia durch die Berge und fahren weiterhin an Orangen und Olivenplantagen, so weit das Auge reicht vorüber.
Gegen Mittag kommen wir in Santa Pola an, um es sofort wieder zu verlassen. Ein Bekannter verbringt hier seit vielen Jahren seine Winter und schwärmte von dem schönen Platz. Wir konnten an dem Platz nichts schönes finden, kein Strand weit und breit, stattdessen Industriegebiet und Bettenburgen noch und nöcher… so unterschiedlich sind die Geschmäcker.
Da wollen wir doch lieber Rolf`s Tipp nachkommen, auf seine Tipps konnten wir uns immer verlassen, er und Anni empfinden ähnlich wie wir, seid an dieser Stelle herzlich gegrüßt ihr beiden, wir sind hier, wo bleibt ihr????
Wir kommen erst gegen 17.00 Uhr in La Marina an und T. möchte am liebsten gleich weiter, ihm gefällt es hier nicht. Doch ich möchte zumindest eine Nacht bleiben, um dann zu entscheiden was wir tun.
T. lässt sich darauf ein und wir bekommen noch einen Platz, wobei es sehr wenige freie Plätze hat, der Platz ist sozusagen ausgebucht!!! Wir parken uns, essen und gehen bald ins Bett… morgen sieht die Welt anders aus…
08.01.19
T. hat zum ersten Mal seit Reisebeginn gut geschlafen, ein Zeichen, dass er sich sicher fühlt und entspannt ist. Ein gutes Omen, dass wir hier bleiben. Er kommt mit den Nachbarn ins Gespräch und wir machen auch hier einen Zug durch die kleine Gemeinde. T. schätzt, dass ca. 800 Camper nebeneinander und miteinander leben. Finnen, Schweden, Norweger, die der Dunkelheit und Kälte in ihrer Heimat für 6 Monate entfliehen und die ganzen anderen europäischen Nachbarn. Der Platz ist sehr gepflegt und die Menschen, die hier sind auch. Alles hat seine Ordnung, das gibt uns Sicherheit und tut gut.
Wir entschließen uns nachzufragen, wie lange wir den Platz 121 haben können, bzw. wie lange wir überhaupt bleiben können. Bis Mitte März ist Platz für uns, wir müssen einmal umziehen, doch ein Umzug ist uns heute egal und wir buchen bis 14.03. Je länger wir hier sind, je preisgünstiger wird der Tagessatz und da ich das Fitnessstudio, die Kurse nutzen will, um mich und meinen Rücken zu kräftigen, lassen wir uns auf unseren ersten langen Aufenthalt an einem Platz während einer Reise ein. Ich musste trotz allem nachfragen, ob wir denn, auch wenn wir bis März buchen, jederzeit ohne Mehrkosten abreisen können und ja, das können wir, das macht uns die Entscheidung leicht und wir freuen uns angekommen zu sein.
Nach dem Mittagessen machen wir einen langen Strandspaziergang, wir bringen es am Abend auf 11 km Laufstrecke und entsprechend müde bin ich am Abend. Ich falle um 20.30 Uhr ins Bett.
Wie auf jeder unserer längeren Reise, ist der Anfang für Thomas sehr schwer. Er sagt über sich, dass er sich nicht spüren kann und unzufrieden ist, das bekomme ich dann leider des öfteren ab. Doch mittlerweile wehre ich mich, ich stelle mich nicht als die Projektionsfläche seiner schlechten Laune zur Verfügung. Das hatte ich schon in meinem Leben…wie sagte meine Oma: “Der frömmste Mensch kann nicht in Frieden leben, wenn es seinem bösen Nachbarn nicht gefällt.”
Ich bin mittlerweile soweit, dass ich, wenn solche Stimmungen herrschen bereit bin umzuziehen, eine Möglichkeit gibt es immer, sich aus dem Weg zu gehen. Ich gebe allerdings nicht mehr so schnell auf wie in früheren Zeiten, um T. das Feld zu überlassen,nein, ich kämpfe um meinen Platz, denn auch ich habe das Recht und Bedürfnis im WoMo zu sein und wenn es T. zu eng ist, dann muss er für sich selbst sorgen. Ich übernehme leider oft noch die Verantwortung für die Gefühle anderer, anstatt ausschließlich für meinen eigenen. Gehe faule Kompromisse ein, bei denen ich den kürzeren ziehe.
T. ist bei solchen Gelegenheiten mein Sparringspartner, mit ihm kann ich fast immer auf eine liebevolle Art und Weise lernen, meine Grenzen zu ziehen und falls er, wie in den letzten Tagen nicht liebevoll und achtsam mit mir umgeht, dann sage ich es ihm, ob er es hören will, oder nicht und bin noch achtsamer und liebevoller mit mir selbst und dann ist die Welt auch schnell wieder in Ordnung. Wir lieben es beide harmonisch, doch nicht um den Preis unehrlich mit uns selbst zu sein, wir können beide voneinander lernen, Konflikte auf eine faire, achtsame Weise auszutragen und diese Chance nutzen wir zu Beginn unserer Reisen (leider) ziemlich häufig. Doch erfahrungsgemäß wird es dann besser.
09.01.2019
Heute ist Aktion Tag! Um 09.30 Uhr startet unser Pilatestraining, das heißt Schnellfrühstück. Trotz des kraftspendenden Haferbreies kommen wir dank der Aufnahmeformalitäten an der Rezeption des Fitnessstudios, man fotografierte uns sogar!, einige Minuten zu spät zum Pilates Training und ich erwähnte es ja schon, hier herrscht deutsche Ordnung und Pünktlichkeit. T. und mir gefällt Ordung und Pünktlichkeit, das schenkt uns Sicherheit.
Das Training tut mir gut und strengt zumindest mich einigermaßen an. Danach spüre ich die bekannte Euphorie nach dem Sport und will mehr von allem, so motiviert, strampelte ich gleich noch eine Weile auf dem Rad und knöpfte mir dann einige der schier unzähligen Fitnessgeräte vor, um meinen Rücken zu stählen.
Eine Stunde Zusatztraining und dann war ich mit Glückshormonen satt und mein Magen trotzdem leer. Mittagessen!
Apropos Essen, es ist schon seltsam, wenn ich mir nicht jeden Tag aufschreibe, was ich getan, oder gelassen und gegessen habe, ich wüsste es nach Tagen nicht mehr, so viele Eindrücke und Erlebnisse stürmen täglich auf mich ein. Das gibt mir manchmal echt zu denken, doch wie sagt meine Freundin Sabine: “Karin, wir haben eben schon soviel auf der Festplatte, da ist irgendwann mal mit unwichtigen Schluss!”, hmh, ich weiß aber schon gerne, was ich gestern und vorgestern gegessen , um zu überlegen was ich heute, oder morgen koche.
Das mit dem Aufschreiben, also mit dem täglichen Aufschreiben klappt auch nicht so recht, oft schreibe ich es aus meiner Erinnerung auf und wenn ich mich richtig erinnere, gab es nach dem Sport Kartoffelbrei und Sauerkraut von gestern, wegen der inneren Wärme! mit Schafskäse mediterrane von heute.
Essen, Essen zubereiten, Essen einkaufen nimmt einen wichtigen Platz in unserem Leben ein, wir essen beide gerne, ich koche gerne und einkaufen gehen wir beide nicht gerne. Märkte lieben wir und weil es wahrscheinlich noch mehr Menschen so geht, haben sie hier auf dem Campingplatz einen eigenen Laden eingerichtet, für alle, die wie wir nicht so gerne einkaufen gehen. Der Laden ist ideal für mich, es gibt alles und er ist so klein und übersichtlich, dass auch meine Besuche sich nicht zu Tagesausflügen entwickeln, um ein Glas Gurken, das im übrigen aus Polen kommt, zu finden.
Die Aktionen hatten noch kein Ende, denn es gibt ja noch die Wäsche, die die Dusche blockiert.
Ja, schmutzige Wäsche gibt es überall, auch der Urlaub bleibt davon nicht verschont und da wir weder Klamotten für ein halbes Jahr besitzen, noch Schätzchen uns soviel Stauraum bietet, waschen wir ca. 14 tägig, da wir auch nur für ca. 8- 1o Tage Wechselkleider mitfahren. Das Waschen ist in Frankreich und Spanien selbst auf Supermarktparkplätzen unkompliziert möglich und auf dem Campingplatz sowieso. T. mein Schatz hat die Wäsche voll im Griff, oder war es umgekehrt???, er kann alle Maschinen bedienen, kommt mit den anwesenden Frauen im Waschraum ins Gespräch und räumt die frischgewaschen und gelegte Wäsche, ganz im Gegensatz zu mir, auch gleich in den Schrank.
Job-Sharing, oder wie das heißt. Das dann folgende gemeinsame Spülen ging dann glatt in die Hosen, bzw. in die Scherben. Thomas ärgerte sich über sich selbst und ich bekam es Breitseite ab, da verließ ich den Ort des Grauens, die Spülküche für alle Ewigkeiten und T. möchte seit diesem Zwischenfall nur noch alleine spülen. Soll mir recht sein, oder doch nicht? Ich spüre in solchen Situationen immer mal wieder, wie ich die Schuld bei mir suche, doch ich weiß mittlerweile, dass das Ganze nichts mit mir zu tun hat. Thomas darf seinen Ärger ganz für sich alleine haben.
Oh, wie dankbar bin ich für diese Erkenntnis. Es gab Zeiten in meinem Leben, da trug ich die Schuld der ganzen Welt und wie soll man denn bitte Lebensfreude empfinden und Spaß haben, wenn man solche Lasten auf den Schultern trägt. Ich habe viel an mir arbeiten müssen, um mir bewusst zu werden, was für Fäden mich da im Unbewussten bewegen.
Heute kann ich Thomas alleine spülen lassen und mich über meine freie Zeit frei von Schuldgefühlen freuen und so hatte dieser Tag auch wieder eine Menge Erkenntnisse, schöner und weniger schöner Momente zu bieten und alles nicht zur Strafe, nur zur Übung.