21.02.2019

Auferstehung.

Ich bin aufgestanden. Nicht, dass ich seit Wochen im Bett liegen würde, nein, das tat ich nicht, doch ich war so tief in mir und meinen Schmerzen versunken, dass ich den Eindruck hatte, nicht mehr an diesem Leben zu sein. Ich war zwar noch auf dieser Erde, doch auch wieder nicht. Ich konnte all die schönen Dinge, die Umgebung, die Menschen, die Sonne, die Wärme nicht mehr wahrnehmen, der Schmerz, das Dunkel des Tunnels, in dem ich mich fühlte,  war und ist teilweise jetzt noch so allmächtig, dass kein Licht zu mir durchdringen kann, keine Freude mich erreichen könnte, weder mein(e) eigenes noch das von außen. Wie in der Mitte eines Tunnels, weder das Licht vom Anfang, noch das Licht am Ende ist sichtbar, ich bewege mich in Miniminischritten, ohne wirklich sicher zu sein, dass mich dieser  Schmerz, so plötzlich wie er gekommen ist, auch wieder loslässt.

Fast zwei Monate, genau sieben Wochen und 6 Tage bin ich weg von zu Hause, 6 Wochen und 3 Tage bin ich hier an diesem einen Platz und  20 Tage bin ich krank und in Wirklichkeit vielleicht schon etwas länger.

Ich habe die ersten Symptome nicht deuten können. Bläschen am Rücken, juckend, nässend, für mich selbst nicht sichtbar, nur fühlbar. Thomas schaut sie sich genauer an, meint sie sehen aus wie Windpocken. Herpes schießt mir in den Kopf. Meine hypochondrische Natur lässt mich immer gleich das Schlimmste ahnen… ich versorge die Bläschen mit Wundsalbe und meide Körperkontakt mit Thomas, da ich ihn auf keinen Fall anstecken will. Komisch, solche Bläschen hatte ich noch nie. Danach steigerten sich Unwohlsein, Erkältung, Müdigkeit, heftige Nervenschmerzen entlang des Ischias, bis mir eines Nachts der Gedanke ins Hirn schoss: Gürtelrose.

Oh weh. Ich bat meine liebe Nachbarin Isabell drüber zu schauen und sie bestätigte meinen Verdacht. Gürtelrose. Ich konnte mir sofort vorstellen, dass mein Immunsystem im Tunnel zu leiden begonnen hat und mich diese Schmerzen, es sind in der Tat scheußliche Schmerzen, die mir an manchen Tagen unerträglich sind, auffordern wollen. Zu was weiß ich nicht so genau, oder nein, ich weiß es, ich will es nur nicht wissen und wahrscheinlich müssen sie deshalb diesen Ausnahmezustand annehmen, damit ich mir Raum und Zeit nehme ihre Botschaft zu verstehen.

Heute nach 20 Tagen und zwei ganz besonders schlimmen letzten Tagen, habe ich den Eindruck, dass entweder die Raus Tox Globuli von Isabell helfen, oder die Ruhe, die ich mir heute wieder einmal verordnet habe, oder das Licht, das ich langsam wieder sehen kann, oder alles zusammen.

Seit 4 Tagen haben wir ein Mietauto, einen Skoda Fabia. Was ein Luxus, ein Auto mit dem auch ich endlich den Radius erweitern kann, ein Grund für mein Krankwerden war ganz sicherlich, meine Unfähigkeit stark genug für meinen Wunsch, mein Bedürfnis ein Fluchtmobil zu mieten einzutreten.

Es tut Thomas leid, dass er mich öfter überhört. Seine Stimme lauter ist, als meine. Doch ich hätte ja die Möglichkeit meine Stimme zu erheben, wenn etwas anders läuft, als es mir gut tut. Doch diese Übung ist eine harte Nuss für mich und ich muss wohl daran üben.

Nach all den Missverständnissen und Thomas Hilflosigkeit meiner eigenen Hilflosigkeit gegenüber, haben wir auch, wie immer, wieder einen liebevollen und friedvollen Weg gefunden, uns einander mitzuteilen und zu unterstützen.

Thomas fährt mich die letzten 3 Tage durch die Landschaft. Wie herrlich den Tunnel zu verlassen. Ins Licht zu fahren und den Platz hier, der dank unserer lieben Nachbarinnen, Isabell und Emmy ein bisschen heimatlicher für mich geworden ist, hinter mir zu lassen. Zu sehen, es gibt mehr, als die Routine, die Eintönigkeit, den Alltag an diesem Platz.

Wären die Schmerzen nicht so stark, könnte ich mich noch mehr erfreuen an den Ausflügen und der blühenden Landschaft, den Bergen, den Blicken aufs Meer, doch ich hoffe, dass sie immer besser werden und ich bald ganz ohne Schmerzen das Hier und Jetzt in vollen Zügen genieße.

Ich mache das Beste daraus und freue mich über die liebevolle Unterstützung von Thomas und Isabell, die mir mit all ihrem ärtzlichen und spirituellen Rat zur Seite steht.

Glück im Unglück, eine Ärztin zur Nachbarin zu haben. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart mit meinem lädierten Körper sicherer.

Unsere Ausflüge führten uns zum Palmenhain nach Elche. 200 000 Palmen wachsen hier, die größte Palmenoase in Europa. Auf unserer Castellotour gestern sahen wir uns einige uralte Castillos an und ich genoß allem voran gefahren zu werden und die Schönheit der Natur, der Berge, der blühenden Bäume und Wiesen in mich einzusaugen.

Rosa blühende Mandelbäume, ich vermute weiße Kischblüten und unzählige gelbe Margaritenblüten machen aus den  Wiesen Gemälde, deren Schönheit sich meine Augen kaum entziehen können.

Thomas hält dann und wann um Fotos zu machen, die uns die schönen Erinnerungen bewahren sollen. Am Abend stellt er sie auf sein Profil bei WhatsApp, eine neue Funktion, die ihm dank Vreni aus der Schweiz im Süden von Frankreich zugänglich geworden ist.

Er freut sich sehr über die Bilder und mindestens genauso sehr über seine treuen Statusbegleiter. Manche Tage folgen ihm 40 Menschen, die er kennt. Das tut Thomas so gut, wie auch die Sozialkontakte, die er hier hat, die Menschen die er beim Spülen trifft und sonst wenn er über den Platz geht. Thomas geht es bis auf seine üblichen Erkältungssymptome gut und ich freue mich sehr, dass es ihm so gut geht.

Ich freue mich, wenn es mir und meinen Lieben gut geht und obwohl ich mich im Moment nur um mich kümmern kann, das soll wohl so sein, geht es meinen Lieben gut. Thomas ist glücklich und entspannt und seit mein Kranksein einen Namen hat, kann er besser damit umgehen und Papa hat seine Hüft-OP bestens überstanden. Darüber bin ich auch sehr dankbar, denn mit 90 Jahren ist das sicher keine Selbstverständlichkeit. Sarina und Alica geht es gut und sie wünschen sich, dass ich schnell wieder gesund bin. Ja, das ist das höchste Gut Gesundheit. Ohne Gesundheit ist alles nichts und so wünsche ich mir nichts sehnlicher, als bald wieder gesund und in meiner Kraft zu sein und dasselbe wünsche ich meinen Lieben und jedem Wesen auf dieser Erde.

Meine eigenen Leiden und Schwächen machen mich auch mitfühlend für die Schwächen anderer Menschen, doch ich muss auch lernen, mit meinen eigenen Leiden mitfühlend und wie sagte einmal eine alte Messnerin zu mir, barmherzig zu sein. Ja, ich darf barmherzig auch mit mir selbst sein. Leider schäme ich mich oft meiner Schwäche und Leiden, beschuldige mich selbst, sie verursacht zu haben, doch so allmächtig bin ich dann vielleicht doch nicht und wer weiß für was dies alles gut ist.

Ich will gesund sein und das mir mögliche dafür tun.

 

 

25.01. – 11.02.2019

25.01.2019

10.30 Uhr Balance-Kurs. Dieser Kurs erfordert ein gutes Gedächtnis und wie Mari tausendmal betont: Reflexion, Reflexion und noch einmal Reflexion. Was immer dies ist, ich kriege es nicht so hin wie sie und auch mein Gedächtnis ist zu schwach, um die von ihr gezeigten Übungen sofort und ohne Fehler und, das ist das WICHTIGSTE!, mit Grazie nachzuturnen.

Ich bin Gott froh, dass ich das mit dem Film gleich zu Anfang abgelehnt habe, die 2. Vorturnerin grüßt mich seitdem zwar nicht mehr so freundlich, doch das nehme ich in Kauf. Jeden Tag meine Verrenkungen vorgeführt zu bekommen, wäre wesentlich schlimmer für mich.

Oh wie gerne wäre ich auch gelenkiger, dehnbarer, graziöser in meinen Bewegungen. Wie pflegt Monika zu sagen:”Wir sind eben gelenkig wie ein Geländer…” Ja, man kann nicht alles haben, ich kann dafür andere Dinge, auch wenn sie mir hier an der Stelle nicht gleich einfallen und die letzten 55 Jahre lebte ich auch schon damit, dass meine Fingerspitzen beim Beugen gerade mal bis zu meinen Knien langen. Das liegt wohl an meinen langen Beinen (ich weiß, dass das nicht stimmt, aber manchmal ist die Wahrheit schwer zu ertragen)….

11.02.2019

18 Tage Funkstille. Für alle die es wissen wollen: “Ich lebe noch, gefühlt gerade noch so.” Irgendein böser Infekt, oder böser Geist hat mich niedergestreckt und ich kämpfe an der Seite von Kortison immer noch gegen ihn.

Thomas hat zuerst geschwächelt und ich, solidarisch wie ich bin, habe mich an seine Seite gelegt und die Bakterien, oder Viren, oder Geister mit ihm geteilt, mit dem Ergebnis, dass er sie loshatte und sie in meinen alleinigen Besitz übergingen. Ich habe wohl, wie so oft in meinem Leben, nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht, dass ich davon nichts haben will.

Nun habe ich es und auch wie “immer” lassen mich solche Sachen nur ungern los. So verbrachte ich die letzten Jahre, Monate, Wochen… nein genau 18 Tage schmerzgeplagt im Bett, auf der Couch und in besseren Stunden im Liegestuhl in der Sonne und frage mich, wie ich denn so schwach sein konnte, um mir dies einzufangen.

Tausend Fragen und Gedanken schießen mir durch den Kopf und dieser tut mir so weh, dass ich das Gefühl habe, jeder Gedanke, jede Frage ist eine Kugel, die mir mein Hirn zermartert und wie immer ist Mensch dann alleine.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich mich selbst so schwer in diesem Zustand annehmen kann und niemanden zeigen will wie es mir geht, oder ob es hier eben keinen gibt, der mich kennt bzw. in diesem Zustand näher kennenlernen will, Tatsache ist, ich fühle mich sehr alleine.

Thomas sorgt dafür, dass die wenigen Kontakte zur Außenwelt seine alleinigen bleiben und falls doch einmal jemand zu uns kommt, soll ich nicht Teil der Gespräche sein. Er tourt mit dem Moped umher und außer für das Kochen hat meine Anwesenheit für mich gefühlt, keine Bedeutung hier. Ja, ich fühle mich unter all diesen fremden Menschen, am Ende der Sackgasse in der wir wohnen alleine und Telefonate mit meinen Lieben empfindet Thomas als anstrengend, dass sie für mich im Moment die wenigen Tore in eine andere Welt sind, kann er, der  mobil ist, nicht nachvollziehen.

Ich muss jetzt gut für mich sorgen und merke, dass ich dabei sehr eingeschränkt bin , mein gutes Netzwerk, das zu Hause funktioniert gibt es hier nicht und ich bin dankbar und freue mich sehr, dass meine liebe Nachbarin Emmy, die leider im Moment selbst sehr beschäftigt ist, jeden Tag kurz nach mir fragt und mich sobald sie ein bisschen Zeit hat besuchen will. Krank im Urlaub sein, an einem Ort, wo alle und alles so toll, so easy, so wundervoll ist, ist nicht passend. Bin ich hier nicht passend? Passe ich hier nicht her?

Ich will nicht ungerecht sein, wenn ich mich gut fühle, um ein bisschen frische Luft zu schnuppern treffe ich auch auf Menschen, denen ich schon einmal begegnet bin und die sich freuen mich zu sehen, mit mir fühlen können und sich ein Treffen wünschen, sobald es mir besser geht. Keiner will sich im Urlaub anstecken, manche bleiben weit von mir weg stehen, wie Thomas manche Tage auch und ich kann sie gut verstehen, auch ich wollte nicht krank sein (hier).

Das schöne Wetter, die Sonne, die Wärme ist nicht gleich Heimat. Ersetzt nicht die lieben Menschen, die Möglichkeiten, die ich zu Hause vorfinde – wobei das Wort Heimat, zu Hause mir heute auch Tränen in die Augen treibt, denn gibt es außerhalb von mir überhaupt noch einen Ort, wo ich ein zu Hause habe?

Krank, angeschlagen, hilflos ist es um ein vielfaches schwerer für die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu sorgen und eine gute Fee, die einfach mal so hereingeschneit kommt ist mir noch nicht begegnet. Thomas fühlt sich  hilflos und sucht das Weite und ich liege hier und frage mich, was ich hier tue….

Ich musste jetzt ein bisschen aufs Papier jammern und weinen, es hilft mir klarer zu sehen und wenn es mir nicht bald besser geht, werde ich mit Monika nach Hause fliegen. Ihr Besuch ist das einzige worauf ich mich freue.

Überwintern ist nicht Urlaub machen, oder reisen. Es ist für eine begrenzte Zeit an einem anderen Ort wohnen und ich habe den Ort nicht ausgesucht, sondern wir sind hier irgendwie gestrandet…. mit dem gleichen Alltag wie zu Hause und mit ein paar mehr Einschränkungen, denn hier kommt das Wasser nicht ohne dass es eingefüllt wird aus dem Hahnen und hier benutzt man die Toilette nicht nur, sondern man entleert sie auch wieder. Ohne Thomas wäre ich gerade ziemlich aufgeschmissen und um noch mehr Hilfe zu bitten, ist meine Scham zu gr0ß, oder mein Stolz.

Ich sehne mich danach wieder zu reisen, auch nur ein bisschen drum herum zu reisen. Seit über 4 Wochen komme ich bis auf ganz kleine Ausnahmen nicht aus diesem Ghetto und wie es auf der einen Seite Schutz bietet, so fühle ich mich auf der anderen Seite eingesperrt…

Vielleicht muss ich mich an diesen anderen Wohnort erst gewöhnen, oder vielleicht ist es auch garnichts für mich und ich muss nach anderen Möglichkeiten suchen. Jetzt werde ich mich aufmachen und mit dem Rad spazieren fahren. Gott sei Dank habe ich mir ein E-Bike geschenkt, es erweitert meinen Radius und ich kann mich unterstützen lassen, bin selbstbestimmt. Selbstbestimmt zu sein ist ein Geschenk und wird immer erst dann richtig bewusst, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist und immer wieder darum bitten muss.

Morgen kann ich dann bestimmt etwas Neues berichten und etwas habe ich in der Zeit des Ruhens geschafft. Ich habe mit der Anleitung auf You Tube meine ersten Socken gestrickt und mir in der Bücherei schon 5 Bücher ausgeliehen, die ich allesamt mit großem Vergnügen gelesen habe….

Mir kleine Freuden in meinen Möglichkeiten geschenkt und die nächste Freude wird ein Mietauto sein, mit dem ich ein bisschen das Hinterland und die Küste rauf und runter entdecken will.

Das war mein größter Fehler hier, dass ich mich abhängig gemacht habe und nicht selbst für mein Bedürfnis hier rauszukommen gesorgt habe, doch ich kann ihn korrigieren und dazu will ich jetzt ganz schnell gesund werden und wenn ich in Zukunft einen Wunsch, oder ein Bedürfnis habe, dann werde ich mich nicht mehr vertrösten lassen auf unbestimmte Zeit, sondern selbst für die Erfüllung sorgen.

Es passiert mir leider immer wieder, dass ich mich abhängig mache, dass ich die Bedürfnisse von Thomas, anderen Menschen mehr wertschätze als meine eigenen. Das wir wohl eine lebenslange Übung für mich bleiben, mich in Beziehungen nicht zu verlieren und gut für mich zu sorgen. Mich und meine Bedürfnisse wertschätze und für ihre Befriedigung sorge. Wie sagte meine liebe Sabine: “Ich gehe zum Strand und was macht ihr so???”

Ja, ich muss mir das immer wieder bewusst machen, wenn ich nicht leiden will, ich bin es wert, meine Bedürfnisse zu befriedigen.

Seid gegrüßt aus dem sonnigen, warmen Spanien, das nicht meine Heimat ist und sein wird. Ich bin dankbar, dass ich ein Stück Heimat in mir habe, das mir hilft, mich nicht ganz verloren zu fühlen, wenn vieles wegbricht…..und deshalb muss ich wohl auch immer wieder inne halten, bei mir sein, denn wer inne hält, findet innen Halt….in diesem Sinne, es geht aufwärts mit mir…..

 

Reise-Essensbilder 31.01.2019

Reisebilder 25.01. – 28.01.2019

  • Thomas Spezial-Sonntagsfrühstück-Käseomelett

24.01.2019

Der Wecker ruft uns um acht Uhr aus dem Bett. AUSFLUG! “Eigentlich habe ich mich heute auf unseren Ausflug zur Markthalle in Alicante gefreut. Doch auch die Sonne macht heute einen Ausflug, wohin hat sie uns nicht gesagt und die dunklen Wolken am Himmel, dazu sehr heftiger Wind und nicht gerade einladende Temperaturen lassen mich sehr zweifeln, ob ich überhaupt mit Thomas und Uwe, dem Strohwitwer aus der Nachbarschaft, einen Ausflug machen will.

Ich überlege laut, wiege Vorteile und Nachteile gegeneinander auf, frage mich, ob Thomas mich überhaupt dabei haben will, kurzum, ich mache es mir nicht leicht mit der Entscheidung: Ausflug zu dritt? Ja, oder nein? Thomas wünscht sich, dass ich mitkomme und so gebe ich mir einen Ruck und wir starten die Bustour nach Alicante.

Thomas genießt das Zusammensein mit den Menschen hier, so hat er Strohwitwer Uwe gestern Mittag spontan eingeladen mit uns zu kommen. Ich spüre bei Thomas spontan Entscheidungen, mit mir fremden Menschen Unternehmungen zu starten, nicht immer die gleiche Freude wie er, ich wünsche mir, dass er mich vorher informiert, wenn er eine Unternehmung, die wir alleine geplant haben, nun mit einer, oder mehreren Personen starten will.

Vielleicht bin ich nicht so flexibel, oder sonst was, mich überfordert es an manchen Tagen schlichtweg mehr als nur uns beiden gerecht zu werden und es zeigte sich bei unserem gemeinsamen Ausflug heute, dass sich die Einnahme des Mittagessens, bzw. was, oder wo wir etwas essen als nicht ganz einfach entpuppte.

Ich hatte Gott sei Dank meine Notration dabei und war jedem Unterzuckerungsanfall gefeit und konnte dann getrost in irgendeiner Tapa-Bar sitzen und heiße Schokolade trinken, Thomas und Uwe aßen neben Spaniern einige Tapas, doch ihren Gesichtern nach, würden es die gewählten Speisen nicht ins Sternelokal schaffen.

Übrigens ist die heiße Schokolade hier in Spanien so dick, wie dünnflüssiger Pudding, sehr schokoladig und lecker. So habe etwas gefunden, mit dem ich über den ersten Hunger komme, egal welch undefinierbare Dinge auf der Karte stehen, oder nicht und das Gute ist, jede Bar hat diese Schokolade.

Tapas sind nicht mein Geschmack und sie sind wohl auch nur eine Art Aperitif beim Essen, ich mag es lieber eine Portion auf dem Teller zu haben, an der ich mich satt essen kann, an den Dingern esse ich mich hungrig, wahrscheinlich weil mir der Alkoholkonsum dazu fehlt.

Zurück zur Markthalle. Ich liebe Märkte und Markthallen, obwohl ich heute in der 1. Etage, in der die Fleischerinnung ihre Stände aufbebaut hat ein bisschen geschwächelt habe. Als ich das Lämmchen so ohne Fell mit Augen in der Auslage liegen sah, setzte ich meine Scheuklappen auf und marschierte ohne nach links oder rechts zu schauen, an den unzähligen Ständen vorbei.

Ich frage mich dabei immer, wer das alles kauft, ob das alles verkauft wird?

Beim Fisch und Gemüse und den Backwaren im Erdgeschoss konnte ich meine Scheuklappen wieder abnehmen.

Tote Fische und Geflügel lösen bei mir nicht das gleiche Gefühl aus, wie tote 4 Füssler. Wobei ich keines der toten Tiere unbedingt essen muss, die Gemüsestände und die Stände mit den Trockenfrüchten und Nüssen, dem Käse, den Oliven und die verschiedenen Brotsorten und Süßigkeiten haben mich und meine Augen mehr angezogen und so habe ich Käse gekauft und spanische süße Stückchen, deren Namen ich vergessen habe und die sehr lecker schmeckten.

Mit hungrigem Magen und satten Augen verließen wir die Markthalle, da es in der Markthalle, nicht wie manchmal üblich, etwas Warmes zu essen gab, um wie erwähnt in der Nähe kein “anständiges” Speiselokal ausfindig zu machen. Die Tapa-Bar, in der wir uns dann niederließen und in der ausschließlich sehr gepflegt aussehende Einheimische saßen, war das einzig ansprechende Lokal in dieser Gegend.

Nach dem Essen stand noch die Kathedrale auf unserem Programm. Thomas entdeckte auf dem Weg dahin noch die Touristen Info und an der kommt er nie vorbei und so legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein, damit er nach dem uns bekannten Weg, ich hatte ja den Stadtplan in der Hand, fragen konnte.

Der Mann schaute mich etwas seltsam an, als ich ihm die Kathedrale zeigte, nach der Thomas gefragt hat, naja, das hängt vielleicht mit Thomas Namen zusammen, dass er gerne noch eine zweite Meinung einholt, bevor er mir und dem Stadtplan traut.

Als wir dann endlich die Kathedrale erreicht hatten, war sie geschlossen, doch dafür entdeckten wir in der Nähe unzählige Speiselokale und sind jetzt für einen weiteren Besuch in Alicante bestens informiert, wo es was zu essen gibt.

Der Rückweg führte uns über die schöne Promenade mit ihrem Mosaikwellenmuster aus 8 000 000 Steinchen, gesäumt von Palmen, die in vier Reihen das Mosaik säumen.

Zum Abschluss schauten wir uns noch einmal diese sonderbaren Gummibäume mit den riesigen Luftwurzeln in einem kleinen Park an und setzten uns in das schöne Café, das ich bei unserem letzten Besuch schon bewundert habe, um Kaffee, die Männer, ich blieb bei der leckeren Schokolade, zu trinken und uns aufzuwärmen, denn die Sonne ließ sich leider den ganzen Tag nicht einmal blicken. So gestärkt spazierten wir in flottem Tempo, Uwe kam uns kaum hinterher zum Busbahnhof, um den Bus nicht zu verpassen, der alle Stunde Richtung La Marina fährt.

Zu Hause musste ich nach dem Süßzeug dann erstmal etwas Handfestes essen. Paprikagemüse mit gegrilltem Schafskäse und Reis. Leider war Thomas nicht mit meinem Vorschlag einverstanden, in der Markthalle einen Fisch zu kaufen. Bei dem Angebot hätte ich mich hinreißen lassen, einmal etwas ganz Neues auszuprobieren. Vielleicht ein anderes Mal, wir sind ja noch eine Weile hier, wobei ich in mir ein Kribbeln fühle, das ich noch nicht so richtig greifen kann…. sobald ich es ausdrücken kann, schreibe ich darüber, es ist kein Heimweh, aber auch kein Juhuuuu ich will noch 1 Jahr hierbleiben.

Langzeiturlaub an einem Ort ist etwas völlig Neues für mich. Es ist nicht wie reisen, es ist an einem anderen Ort wohnen, mit Nachbarn, mit Alltag, mit ein bisschen Sehnsucht nach meinen Lieben zu Hause……

 

 

22.01.2019

07.30 Uhr Frühstück, 08.30 Uhr wegen schlechter Wetterlage zurück ins warme Bett, 12.30 Mittagessen, Espressi, Fahrradtour in Winterklamotten, es herrschen eisige Temperaturen von gefühlt 9 Grad, nach Guardamar zur Stadtbesichtigung.

Überraschende Wiedersehensfeier mit Albert, Gerti und Französischer Bulldogge Baileys, Bekannte vom Camping Platz, im Strandlokal. Thomas wärmt sich mit kaltem Bier, ich mit heißer Schokolade, die sich als halbflüssiger Schokoladenpudding entpuppt. Eigen in der Konsistenz, gut im Geschmack, erfüllt den Zweck: Aufwärmen und Zuckerspiegel konstant halten.

Heimfahrt durch den Palmenpark bei heftigem Gegenwind, am Yachthafen vorbei, durch den Fluss – ehrlich – genau an der Stelle des Überweges versinkt der zuvor breite Fluss ins Nirwana…keine Ahnung, wie das geht, doch wir sind 4 Augenzeugen, der Fluss ist weg, einfach so. Wir fahren sehr zügig durchs Flussbett, man weiß ja nie, wann er wiederkommt.

Kurze Einkehr bei Feinkost-Lidl, frischen Dorsch und für Thomas einen warmen Schlafanzug kaufen, die Nächte sind noch kälter, als die Tage! Ankunft zu Hause 18.00 Uhr, Abendessen, Testlauf am Tablett eine Komödie zu schauen. Test abgebrochen, da allen 400 Campern langweilig ist und sie am PC sitzen, Kniffel und Skip-Bo gespielt.

Thomas seziert noch die Grantaäpfel fürs Frühstück, kleines Wohlfühlprogramm (Zähneputzen, 1 Schippe gefrorenes Wasser langsam auf dem Gesicht zergehen lassen – unser Wassertank ist nicht beheizt!)

Wärmflasche füllen, das Bett damit vorheizen, Porridge vorbereiten, ab in die Kiste, wie Thomas zu pflegen sagt.

Auch hier gibt es Tage wie zu Hause, zu ungemütlich zum Rausgehen und zu langweilig um drin zu bleiben.

Das Städtchen Guardamar ist nicht der Hammer, doch mit unseren Bekannten verbrachten wir einen schönen Mittag und sie zeigten uns den schöneren Heimweg durch den Palmenpark.

 

21.01.2019

Frühstück, Pilates, Mittagessen, Sonne liegen, Happinez lesen, am Strand spazieren gehen, Abendessen, Vorkochen.

Das alles kann Frau in 12 Stunden erleben. Ha, das Wichtigste habe ich vergessen, zwischen Pilates und Mittagessen läutete der Gaskammer dreimal !!!!!!!, oh weh, das macht mein Tablett ganz alleine, ich schreibe richtig Gasmann und das macht Gaskammer daraus und das passiert sicher nicht das erste Mal! Ich lese nach dem Schreiben nicht mehr Korrektur, dazu bin ich am Abend zu müde, falls also irgendwelche komischen, unzusammenhängende Worte irgendwo stehen: DAS WAR NICHT ICH, DAS TABLET WAR ES!  Mit dem Gas und Ko ist alles ok, 18 Euro + 2 Euro Trinkgeld und wir haben nun für 4 Jahre einen Berechtigungsschein, um in Spanien eine Gasflasche zu kaufen.

Ihr wisst jetzt, wo ihr uns die nächtsten 4 Winter antreffen und besuchen könnt.

Irgendwie klappt es mit unserem Ausflug nach Alicante heute nicht, ich liege in der Sonne und Thomas trinkt mit den Nachbarn ein Bierchen und dann ist es schon 17.00 Uhr.

Erkenntnis heute: Ich muss mal wieder unter Menschen, eh bissle ins Städtle und meine Nachbarin Monika fragen, ob sie mir beibringen kann, wie ich Socken stricke. Nadeln habe ich schon, im Städtle werden sie hoffentlich  Wolle verkaufen, wenn nicht, spätestens am Samstag auf dem Markt verkauft uns der freundliche Engländer Polyacryl-Wolle, Naturwolle will hier keiner, außer mir. So ist das mit den Extrawürsten, die gibt es nicht immer und dann muss ich schauen, ob ich stricken lernen, oder den Rest meines Lebens damit zubringen will, in Spanien nach Naturwolle zu suchen….ich berichte euch, wie meine Überlegungen ausgegangen sind.

Thomas ist vom Spülen zurück, das Dal ist fertig gekocht, das Problem mit der Wolle verschoben und jetzt machen wir uns auf, zu einem Vollmondnachtstrandspaziergang.