05.01.-09.01.2019

Die Zeit vergeht wie im Flug, heute haben wir den 09.01.2019 und sind seit 13 Tagen unterwegs. Das stimmt seit Montag, dem 07. Januar nicht mehr so richtig, denn wir sind an unserem ersten Ziel angekommen.

Weil ich mir vorgenommen habe, diszipliniert und lückenlos zu schreiben (mal sehen, ob es mir dieses Mal gelingt?!)  muss ich, weil wir heute ja schon den 09. haben einen  Rückblick starten.

Komisch, wo ich ja “eigentlich” nichts zu tun habe, als das bisschen Haushalt zu schmeißen und alles zu genießen, was ist, fällt es mir garnicht so leicht, unsere Erlebnisse auf ein Minimum verdichtet (das fällt mir am schwersten, ist sozusagen fast unmöglich für mich) täglich festzuhalten. Mag sein, dass ich diesbezüglich nicht die Disziplinierteste (schon das Wort schreibt sich schwer!!!) bin, doch manchmal bin ich am Abend zu platt, oder zu faul, noch einmal den Tag Revue passieren zu lassen.

Das ist schade, denn wenn ich schreibe, dann sehe ich den Tag, die Tage, wie Filme vor mir und aus der Beobachtersicht erkenne ich manches Detail, das sich vorher verborgen hat…

Also, was soll das für mich heißen…täglich kurze Aufzeichnungen machen, auch wenn die Lust dazu sich in Grenzen hält, denn so habe ich die schönen Momente doppelt erlebt (von den weniger schönen, will ich hier nur in Ausnahmefällen berichten) und mit euch kann ich auch noch teilen und wie heißt es so schön, geteilte Freude ist doppelte Freude, doch nun auf nach Morella.

Wir haben am 05.01.19 nach unserem obligatorischen Wärmefrühstück: Porridge mit vielerlei Beilagen, oder wie man auf neudeutsch sagt: Hafer-Bowl, das Ebrodelta verlassen, um uns, nicht wie gestern geplant, weiter den Ebrolauf hinauf zu bewegen, sondern direkt nach Morella in die Berge zu fahren, wir fürchteten die Kälte im Gebirge und am Wasser und wollten unseren ersten Ausflug in die Berge nicht gleich zu sehr ausdehnen. Wir haben ja Zeit, nicht wahr.

T. kann keine Heizung in der Nacht ertragen und wenn die Nachttemperaturen um null Grad sind, wartet der eine auf den anderen, in der Hoffnung, dass er, leider heißt sie meistens SIE, aus dem Bett kriecht, um Schätzchen wieder auf Temperatur zu bringen.

Hier ganz kurz: Papa, keine Sorge, wir haben es warm, in der Nacht zwar nur im Bett mit 2 Wärmflaschen und Christines Weihnachtsgeschenk unseren dicken Kuschelsocken, doch wir frieren nicht, bis auf die paar Sekunden, die ich brauche, um die Heizung anzuschalten, um dann wieder ins Bett zu kriechen, eine Viertelstunde zu dösen, bis es auch im Wohn-,Ess-, Schlafzimmer, in der Küche und im Bad schnuckelig warm ist, dass es sich lohnt aufzustehen.

Nach einer wunderschönen Fahrt mitten durch Orangenplantagen und  Olivenhaine, ich habe noch nie so viele Oliven- und Orangenbäume in meinem Leben gesehen!, näherten wir uns sanft den Bergen, kaum spürbar ging es immer höher, bis auf einmal die Vegetation sich veränderte, keine Olivenbäume mehr zu sehen waren, sondern eine karge Gebirgslandschaft. Thomas und  Schätzchen brachten uns heil auf 1000 m Höhe und nach all dem Nichts, lag plötzlich wie eine Oase die Festungsstadt Morella vor uns.

Wir sind keine Stadtmenschen, doch sehr alte Städte, am liebsten nicht sehr groß, ziehen uns immer wieder an, so auch Morella. Es gefiel uns auf Anhieb, der Aufstieg hat sich gelohnt.

Im Internet habe ich gelesen, dass es einen Stellplatz dort gibt und erstaunlicherweise war der Weg dahin super ausgeschildert. Der Stellplatz liegt gegenüber der Altstadt, im Nirgendwo. Um uns herum eine wundervolle Stille, es fahren auf der bestens ausgebauten Straße nur wenige Autos. Wir schauten direkt auf die Festung und die erhaltene fast 3 km Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren, direkt vor unseren Augen lag das große Michaels-Tor.

Die Sonne begleitete uns auch hierher. Wir haben seit dem 29.12.2018  jeden Tag Sonne. Die Temperaturen hier oben liegen bei ca. 8 Grad, doch die Sonne hat Kraft und wir brauchen auch am Tag keine Heizung, so aufgewärmt ist Schätzchen.

Nachdem Mittagessen, wir essen noch Wintergerichte, wie Lachstagliatelle mit Gurkensalat –  Gurke!, die erste Versuchung ein bisschen Frühling in`s Essen zu zaubern missglückte leider in meinem Magen, er mag keine kalten Lebensmittel, wenn es draußen kalt ist und so passe ich unseren Speiseplan, wie zu Hause den Außentemperaturen an, auch wenn die Sonne scheint.

Endlich machen wir uns auf, in T. Worten: Lass uns mal einen Zug durch die Gemeinde machen… Ja, ich bin dabei, es geht mir gut.

Wir zogen los und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Auf dem Weg zur Altstadt kamen wir an einem römischen Äquadukt vorbei und genoßen den wundervollen Ausblick in die Berge… weit und breit nichts als terassenförmig angelegte Ziegen- und Schafweiden, ab und zu ein Gehöft und Stille, eine ganz tiefe Stille… wie klein wir Menschen angesichts solcher Natur sind.

Wir passierten das bereits gesehene Michaelstor und die Stille wich einem regen Treiben innerhalb der Mauern. Wir beschauten die vielen Gässchen, informierten uns über den Käse und die Wurst, die hier produziert  wird und beschlossen, morgen am Markttag, auch dem Tag der heiligen drei Könige, unsere Vorräte aufzufrischen.

Wir ließen uns Zeit die Gassen zu durchlaufen und kamen dann leider zu spät an die Festung, die ich mir sehr gerne angeschaut hätte, doch sie schloss in einer Stunde und das reicht bei weitem nicht, sie zu erklimmen und sich umzuschauen, leider hatten wir das Pech, dass die Festung auch am 06. und 07.01. geschlossen blieb. Feiertage in Morella.

Doch Feiertag wird in Spanien wirklich gefeiert. Diesem Spektakel durften wir dann am Abend zurück von unsrer Erkundungstour beiwohnen. Nach Einbruch der Dunkelheit war die Festung und die Stadtmauer beleuchtet, das war schon ein sehr imposantes Bild, doch mit einem Mal fuhr die Polizei mit vielen Autos hupend eine Eskorte hoch zur Altstadt, durch`s Michaelstor und dann begann ein Feuerwerk vor dieser Kulisse und wir standen genau gegenüber, hatten die besten Plätze.

Unser Ausflug hatte sich, trotz der null Grad in der Nacht gelohnt, wir wurden mit herrlichen Eindrücken erfüllt und ich schlief wunderbar.

06.01.2019

Markttag in Morella. T. schulterte nach dem Frühstück seinen Rucksack und auf ging es, die “altbekannte” Strecke hinüber und hinauf zur Altstadt, ca. 20 Min. zu Fuß. Wir kehrten noch kurz bei der Touri Info ein, um zu fragen, was es denn mit dem Feuerwerk auf sich hatte. Die junge Frau sah uns mit großen Augen an und sagte andächtig, es wären gestern in der Nacht 3 Könige gekommen. T. und ich sahen uns an, dachten wir doch an den spanischen König… doch sie lachte… heute ist heilig drei König-Fest.

Wir stellten uns vor, wenn wir in Deutschland hupend und mit Feuerwerk der drei Könige aufwarten würden…

Den Markt hatten wir schnell besucht, es waren nur 4 oder 5 Stände unter den alten Arkadenhäusern, doch eines gab es dort: Naranjas – Orangen. Thomas war schon ganz traurig, dass wir auf der Fahrt hierher keine Gelegenheit hatten frische Orangen, direkt vom Baum zu kaufen, nun, hier lagen sie samt Blätter vor ihm.

Wir kauften Orangen, die großen roten Paprikaschoten, die wir so gerne essen und die immer viel saftiger sind, als es je eine Paprika zu Hause sein kann, den hier in der Region typischen fast schwarzen Stierschinken, Chorizzowurst für T. und ein schlecht schmeckendes  Weißbrot und ein etwas besseres Weißbrot… ich glaube, das Brot und ich werden hier keine Freunde, dafür habe ich Vollkornmehl dabei und kann sobald ich Strom habe backen.

Wir suchten noch die anderen Tore auf, bis mir einfiel, dass ich gestern gelesen habe, dass es einen Gottesdienst gibt, ich bat T., dass wir den Frauen folgen, die sich gut gekleidet auf den Gassen in eine Richtung bewegten und tatsächlich strömten sie zur Kirche.

Wir hatten nun auch die Gelegengheit die Kirche ohne Eintritt zu bewundern, der Schwabe kommt eben manchmal auch bei uns Nichtschwaben durch. Von außen sehr schlicht, barg die Kirche wundervolle Schätze in sich und obwohl wir die Sprache nicht verstehen, fühlten wir uns geborgen im Gottesdienst. Doch die Kälte in der Kirche und draußen ließen uns dann ins sonnengewärmte Schätzchen zurückkehren. Wir bunkerten unsere erworbenen Schätze und machten uns einen schönen gemütlichen Sonntag.

07.01.19

Wir verlassen Morella und wollen auch nicht,  nochmal angedacht an die Ebroseen weiterfahren. Wir vermissen die Wärme am Meer und machen uns auf Richtung Santa Pola. Wir fahren zum ersten Mal die kostenfreie Autovia durch die Berge und fahren weiterhin an Orangen und Olivenplantagen, so weit das Auge reicht vorüber.

Gegen Mittag kommen wir in Santa Pola an, um es sofort wieder zu verlassen. Ein Bekannter verbringt hier seit vielen Jahren seine Winter und schwärmte von dem schönen Platz. Wir konnten an dem Platz nichts schönes finden, kein Strand weit und breit, stattdessen Industriegebiet und Bettenburgen noch und nöcher… so unterschiedlich sind die Geschmäcker.

Da wollen wir doch lieber Rolf`s Tipp nachkommen, auf seine Tipps konnten wir uns immer verlassen,  er und Anni empfinden ähnlich wie wir, seid an dieser Stelle herzlich gegrüßt ihr beiden, wir sind hier, wo bleibt ihr????

Wir kommen erst gegen 17.00 Uhr in La Marina an und T. möchte am liebsten gleich weiter, ihm gefällt es hier nicht. Doch ich möchte zumindest eine Nacht bleiben, um dann zu entscheiden was wir tun.

T. lässt sich darauf ein und wir bekommen noch einen Platz, wobei es sehr wenige freie Plätze hat, der Platz ist sozusagen ausgebucht!!! Wir parken uns, essen und gehen bald ins Bett… morgen sieht die Welt anders aus…

08.01.19

T. hat zum ersten Mal seit Reisebeginn gut geschlafen, ein Zeichen, dass er sich sicher fühlt und entspannt ist. Ein gutes Omen, dass wir hier bleiben. Er kommt mit den Nachbarn ins Gespräch und wir machen auch hier einen Zug durch die kleine Gemeinde. T. schätzt, dass ca. 800 Camper nebeneinander und miteinander leben. Finnen, Schweden, Norweger, die der Dunkelheit und Kälte in ihrer Heimat für 6 Monate entfliehen und die ganzen anderen europäischen Nachbarn. Der Platz ist sehr gepflegt und die Menschen, die hier sind auch. Alles hat seine Ordnung, das gibt uns Sicherheit und tut gut.

Wir entschließen uns nachzufragen, wie lange wir den Platz 121 haben können, bzw. wie lange wir überhaupt bleiben können. Bis Mitte März ist Platz für uns, wir müssen einmal umziehen, doch ein Umzug ist uns heute egal und wir buchen bis 14.03. Je länger wir hier sind, je preisgünstiger wird der Tagessatz und da ich das Fitnessstudio, die Kurse nutzen will, um mich und meinen Rücken zu kräftigen, lassen wir uns auf unseren ersten langen Aufenthalt an einem Platz während einer Reise ein. Ich musste trotz allem nachfragen, ob wir denn, auch wenn wir bis März buchen, jederzeit ohne Mehrkosten abreisen können und ja, das können wir, das macht uns die Entscheidung leicht und wir freuen uns angekommen zu sein.

Nach dem Mittagessen machen wir einen langen Strandspaziergang, wir bringen es am Abend auf 11 km Laufstrecke und entsprechend müde bin ich am Abend. Ich falle um 20.30 Uhr ins Bett.

Wie auf jeder unserer längeren Reise, ist der Anfang für Thomas sehr schwer. Er sagt über sich, dass er sich nicht spüren kann und unzufrieden ist, das bekomme ich dann leider des öfteren ab. Doch mittlerweile wehre ich mich, ich stelle mich nicht als die Projektionsfläche seiner schlechten Laune zur Verfügung. Das hatte ich schon in meinem Leben…wie sagte meine Oma: “Der frömmste Mensch kann nicht in Frieden leben, wenn es seinem bösen Nachbarn nicht gefällt.”

Ich bin mittlerweile soweit, dass ich, wenn solche Stimmungen herrschen bereit bin umzuziehen, eine Möglichkeit gibt es immer, sich aus dem Weg zu gehen. Ich gebe allerdings nicht mehr so schnell auf wie in früheren Zeiten, um T. das Feld zu überlassen,nein, ich kämpfe um meinen Platz, denn auch ich habe das Recht und Bedürfnis im WoMo  zu sein und wenn es T. zu eng ist, dann muss er für sich selbst sorgen. Ich übernehme leider oft noch die Verantwortung für die Gefühle anderer, anstatt ausschließlich für meinen eigenen. Gehe faule Kompromisse ein, bei denen ich den kürzeren ziehe.

T. ist bei solchen Gelegenheiten mein Sparringspartner, mit ihm kann ich fast immer auf eine liebevolle Art und Weise lernen, meine Grenzen zu ziehen und falls er, wie in den letzten Tagen nicht liebevoll und achtsam mit mir umgeht, dann sage ich es ihm, ob er es hören will, oder nicht und bin noch achtsamer und liebevoller mit mir selbst und dann ist die Welt auch schnell wieder in Ordnung. Wir lieben es beide harmonisch, doch nicht um den Preis unehrlich mit uns selbst zu sein, wir können beide voneinander lernen, Konflikte auf eine faire, achtsame Weise auszutragen und diese Chance nutzen wir zu Beginn unserer Reisen (leider) ziemlich häufig. Doch erfahrungsgemäß wird es dann besser.

09.01.2019

Heute ist Aktion Tag! Um 09.30 Uhr startet unser Pilatestraining, das heißt Schnellfrühstück. Trotz des kraftspendenden Haferbreies kommen wir dank der Aufnahmeformalitäten an der Rezeption des Fitnessstudios, man fotografierte uns sogar!, einige Minuten zu spät zum Pilates Training und ich erwähnte es ja schon, hier herrscht deutsche Ordnung und Pünktlichkeit. T. und mir gefällt Ordung und Pünktlichkeit, das schenkt uns Sicherheit.

Das Training tut mir gut und strengt zumindest mich einigermaßen an. Danach spüre ich die bekannte Euphorie nach dem Sport und will mehr von allem, so motiviert, strampelte ich gleich noch eine Weile auf dem Rad und knöpfte mir dann einige der schier unzähligen Fitnessgeräte vor, um meinen Rücken zu stählen.

Eine Stunde Zusatztraining und dann war ich mit Glückshormonen satt und mein Magen trotzdem leer. Mittagessen!

Apropos Essen, es ist schon seltsam, wenn ich mir nicht jeden Tag aufschreibe, was ich getan, oder gelassen und gegessen habe, ich wüsste es nach Tagen nicht mehr, so viele Eindrücke und Erlebnisse stürmen täglich auf mich ein. Das gibt mir manchmal echt zu denken, doch wie sagt meine Freundin Sabine: “Karin, wir haben eben schon soviel auf der Festplatte, da ist irgendwann mal mit unwichtigen Schluss!”, hmh, ich weiß aber schon gerne, was ich gestern und vorgestern gegessen , um zu überlegen was ich heute, oder morgen koche.

Das mit dem Aufschreiben, also mit dem täglichen Aufschreiben klappt auch nicht so recht, oft schreibe ich es aus meiner Erinnerung auf und wenn ich mich richtig erinnere, gab es nach dem Sport Kartoffelbrei und Sauerkraut von gestern, wegen der inneren Wärme! mit Schafskäse mediterrane von heute.

Essen, Essen zubereiten, Essen einkaufen nimmt einen wichtigen Platz in unserem Leben ein, wir essen beide gerne, ich koche gerne und einkaufen gehen wir beide nicht gerne. Märkte lieben wir und weil es wahrscheinlich noch mehr Menschen so geht, haben sie hier auf dem Campingplatz einen eigenen Laden eingerichtet, für alle, die wie wir nicht so gerne einkaufen gehen.  Der Laden ist ideal für mich, es gibt alles und er ist so klein und übersichtlich, dass auch meine Besuche sich nicht zu Tagesausflügen entwickeln, um ein Glas Gurken, das im übrigen aus Polen kommt, zu finden.

Die Aktionen hatten noch kein Ende, denn es gibt ja noch die Wäsche, die die Dusche blockiert.

Ja, schmutzige Wäsche gibt es überall, auch der Urlaub bleibt davon nicht verschont und da wir weder Klamotten für ein halbes Jahr besitzen, noch Schätzchen uns soviel Stauraum bietet, waschen wir ca. 14 tägig, da wir auch nur für ca. 8- 1o Tage Wechselkleider mitfahren. Das Waschen ist in Frankreich und Spanien selbst auf Supermarktparkplätzen unkompliziert möglich und auf dem Campingplatz sowieso. T. mein Schatz hat die Wäsche voll im Griff, oder war es umgekehrt???, er kann alle Maschinen bedienen, kommt mit den anwesenden Frauen im Waschraum ins Gespräch und räumt die frischgewaschen und gelegte Wäsche, ganz im Gegensatz zu mir, auch gleich in den Schrank.

Job-Sharing, oder wie das heißt. Das dann folgende gemeinsame Spülen ging dann glatt in die Hosen, bzw. in die Scherben. Thomas ärgerte sich über sich selbst und ich bekam es Breitseite ab, da verließ ich den Ort des Grauens, die Spülküche für alle Ewigkeiten und T. möchte seit diesem Zwischenfall nur noch alleine spülen. Soll mir recht sein, oder doch nicht? Ich spüre in solchen Situationen immer mal wieder, wie ich die Schuld bei mir suche, doch ich weiß mittlerweile, dass das Ganze nichts mit mir zu tun hat. Thomas darf seinen Ärger ganz für sich alleine haben.

Oh, wie dankbar bin ich für diese Erkenntnis. Es gab Zeiten in meinem Leben, da trug ich die Schuld der ganzen Welt und wie soll man denn bitte Lebensfreude empfinden und Spaß haben, wenn man solche Lasten auf den Schultern trägt. Ich habe viel an mir arbeiten müssen, um mir bewusst zu werden, was für Fäden mich da im Unbewussten bewegen.

Heute kann ich Thomas alleine spülen lassen und mich über meine freie Zeit frei von Schuldgefühlen freuen und so hatte dieser Tag auch wieder eine Menge Erkenntnisse, schöner und weniger schöner Momente zu bieten und alles nicht zur Strafe, nur zur Übung.

 

03. und 04.01.19

03.01.2019

Heute schaffen wir es Angeles den Rücken zu kehren und machen uns auf Richtung San Rafael de Rio zu Spätzle Fritz, ebenfalls ein Tipp von R. Beim Thema auf der AB fahren herrscht mittlerweile kein richtiger Einklang mehr zwischen uns beiden. Ich liebe es auf der Route immer mal wieder einen Abstecher an einen schönen Platz zu machen und entdeckte in den letzten Jahren oft herrliche Orte, die wir von der AB aus nie gesehen hätten. Doch T. und ich haben uns gestern geeinigt, dass wir dieses vor uns liegende Stück nun doch noch auf der AB fahren. Im Nachhinein hat sich das als falscher Kompromiss herausgestellt, denn der Besuch von Girona und des Klosters Montserrat fällt aus und das ge-fällt mir nicht so gut. Kurz nach Tortosa halte ich es dann doch nicht mehr bis zum Ziel durch und T. ist sofort einverstanden, dass wir die AB in Amposta verlassen, um das Ebro-Delta zu besuchen. Ich finde im Internet einen freien Stellplatz und nachdem wir auf dem Lidlparkplatz endlich zu Mittag gegessen haben – wir haben dank unserer Zweifel, sollen wir, oder sollen wir nicht….nämlich noch nicht einmal eine Pause seit der Abfahrt eingelegt, steuern wir diesen wundervollen für uns verbotenen Parkplatz an.

Wir parken trotz des Verbotsschilds und machen eine Erkundungstour durch das Naturschutzgebiet in dem unzählige Vögel Quartier haben. T. hat das Fernglas dabei und wir beobachten Kormorane und Flamingos und Möwen.

Auf einem Aussichtsturm haben wir einen tollen Blick über die Halbinsel und auf das Meer, das sich mit einer bislang nicht gesehenen Brandung und tiefem blau zeigt. Es herrscht, wo die Brandung nicht zu hören ist eine unglaubliche Stille und das an der Küste des Mittelmeeres… so würde ich mir das überall wünschen. Ich fürchte mich schon, wenn ich an die Bettenburgen denke, die in einigen Führern beschrieben sind und wir werden alles tun, diese weiträumig zu umgehen.

Zurück am Schätzchen beschließen wir hier zu übernachten, trinken Tee und essen salzige Chips, die mag auch ich gerne. Dann klopft es an der Tür und eine junge Deutsche fragt uns, ob wir hier übernachten. Ja, wir übernachten hier, wir wollen es probieren, trotz des Verbots. T. bittet sie herein und nach kurzer Zeit auch ihren Freund, die beiden kommen aus Dresden, haben ihr kleines WoMo selbst ausgebaut, klettern in den Bergen und haben 1 Jahr Zeit zu reisen. Es ist ein Phänomen, wie wir auf Reisen schnell Kontakt zu Menschen haben und wie offen man sich begegnet, auch die Begegnung mit Lisa und Konrad bereichert unser Leben. Die beiden beschließen auch hier zu übernachten und zu zweit fühlt es sich schon ein bisschen sicherer an.

Wie heißt es in einem Zitat: Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.

So erfüllt kocht T. uns eine Kürbissuppe und wir essen mit viel Freude ein Stückchen unseres Comte dazu, der auch die schöne Erinnerung an den Ausflug und den Kauf in sich trägt.

Heute Abend nach dem Gespräch mit den beiden steht fest, wir wollen wieder in altbewährter Weise reisen, langsam und nicht nur auf der AB. Wir wollen wir sonst auch den Weg als Ziel sehen und morgen zum ersten Mal ausschlafen, gemütlich frühstücken und schauen, wohin es uns zieht.

04.01.2019

Wir haben sehr gut geschlafen, ich bin einmal aufgeschreckt, da ich ein Geräusch hörte, das ich nicht zuordnen konnte, es war wahrscheinlich der Wind, der an Schätzchen rüttelte.

Wenn wir aus der Frontscheibe schauen, sehen wir in 10 m vor uns den Ebro, ein imposanter Fluss. Man sieht, dass er zum weniger als 1 km entfernten Meer strömt und doch liegt er so flach da, wie ein See. Die Promenade ist ansprechend und natürlich gestaltet und lädt zum Flanieren ein.

Wir stehen um 08.30 Uhr ausgeschlafen auf, frühstücken, da mein Magen das erste Mal seit wir unterwegs sind richtig knurrt und kuscheln uns noch einmal ins warme Bett, denn die Nacht war sehr kalt und unsere Kombidecken von Schafwollen und Daunen machen es schwer aufzustehen, so schön kuschelig warm ist es unter ihnen.

Dann widmen wir uns noch der etwas ausgiebigeren Körperpflege, auch das tut nicht nur dem Körper gut, sondern auch der Seele, essen zu Mittag und machen uns auf den Weg, das Naturschutzgebiet weiter zu erkunden.

Wir beobachten wieder die Vögel und gehen 1 Stunde am Strand entlang, das Rauschen der Brandung begleitet uns und wechselt sich mit der Stille in den Dünen ab, die Sonne lacht, sie macht das Meer, die Lagunen und den Ebro blauer als blau und uns wärmt sie außen und innen.

Wir kehren hungrig und ich erschöpft zurück und spüren, jetzt sind wir auf dem richtigen Weg… nichts muss sein, alles kann sein… wir entscheiden uns jeden Tag neu und nach dem Abendessen haben wir uns entschieden morgen den Ebro entlang in die Berge fahren wollen nach Mequinenza und von da aus nach klein Carcassonne Morella und wenn uns und  Schätzchen die Berge zu hoch werden, dann kehren wir einfach um… Experimente, Feldwege…. das haben wir uns beim Kennenlernen gegenseitig versprochen. Wir wollen Feldwege mit einander erkunden und haben heute wieder einmal damit angefangen.

Jetzt trinken wir noch ein Schlückchen Mario Muskat und erzählen, T. hat die Küche sauber gemacht, wir wechseln uns ab, einer kocht, einer spült und jetzt ist alles gut.

Gute Nacht

28.12.2018 Wir starten

28.12.2018

Unser Kennenlernen liegt heute auf den Tag genau 4 Jahre zurück, wenn das kein gutes Omen ist nun endlich unsere Reise zu beginnen und noch dazu als frischgetrautes Ehepaar…

Ja, es geht los. Wir beschließen, nachdem die letzten Monate doch fast alles anders kam wie geplant, mittags um 13.30 Uhr loszufahren.

Wir legen die ersten Kilometer auf der A61 zurück und es fühlt sich alles gut und richtig an. 

Ziel soll heute Bruchsal sein, um S. ihr verspätetes Weihnachtsgeschenk vorbei zu bringen.

Unterwegs rufe ich bei Papa an und er sagt mir, dass S. unterwegs ist und so beschließen wir weiter bis Breisach zu fahren, um dort die erste Reisenacht am Rhein zu verbringen.

Ehrlich gesagt ist es mir ganz recht nicht noch einmal meine Lieben zu sehen, denn ich habe mich schon schweren Herzens von ihnen verabschiedet und noch einmal verabschieden würde mir ganz sicher noch schwerer fallen, so fahren wir auf der wunderbar freien A5 bis Hügelheim, das wir Breisach, der Nähe zur AB wegen, vorziehen und verbringen nach einem Abendspaziergang und dem Genuß der vorgekochten Kürbiscremesuppe eine ruhige Nacht hinter der dortigen Winzergenossenschaft.

T. stellt auf 06.15 Uhr den Wecker, da er beizeiten los will, Spanien ruft. Ich richte unseren Morgenbrei, koche Wasser für den Frühstückstee und dann geht es ins Bett. In ein Bett!!!

Das ging nicht gut, T. krabbelte 3 mal über mich aus dem Bett, um dann doch mein Hubbett aufzuklappen und dort zu nächtigen. In einem Bett zu schlafen, um Zeit zu sparen, war dann doch nicht so ideal. 

Ich frage mich sowieso, warum wir so schnell unterwegs sein müssen, doch T. Argument, der Kälte zu entfliehen zieht mich auch mit, denn selbst in der Nacht ist es ohne Heizung, für uns zwei Warmduscher, nicht auszuhalten. Die Heizung ist super, ich bin sehr dankbar, dass wir sie haben, doch sie macht auch ein paar Geräusche und trockene Luft, die T. am schlafen hindern, auch da werden wir noch dran feilen, damit wir beide zufrieden sind.

29.12. 2018

06.15 Uhr. Wir stehen pünktlich auf und alles klappt wie am Schnürchen, ich habe Kopfschmerzen ohne Ende, wohl von der trockenen Luft und T. kratzt es im Hals. Gott sei  Dank ist auch unsere Reiseapotheke gut bestückt und es geht uns, als wir nach einem kurzen Tankstopp um 08.00 Uhr auf die AB auffahren schon ein bisschen besser.

T. will bis Spanien nur Autobahn fahren und so passieren wir auf der AB die französische  Grenze bei Mühlhausen und fahren ohne Pause bis Besancon. 

Ich spüre, dass ich mich bewegen muss, mein Rücken schlägt Alarm, ich nähere mich dem Unterzucker, werde grantig und überrede T. die AB zu verlassen, um ca. 60 km durch das schöne französische Jura zu gondeln.

Der Abstecher lohnt sich, wir entdecken eine kleine Biokäserei vor der wir parken können und  kaufen France Comte, luftgetrocknete Würste und das erste Baquette – Viva la France! Ein  kleiner Spaziergang durch den Wald lässt uns dann richtig Appetit auf den Käse bekommen und wir essen Comte an Kürbissuppe mit Baquette traditionell. 

Mein Geist beruhigt sich, meine Seele jauchzt und meinen Körper erfüllt eine wohlige Wärme und Zufriedenheit und das alles für 6 Euro und keinem Umweg, denn die AB hätte uns viel weiter weggeführt…Ich muss mir an dieser Stelle unbedingt merken, dass ich meinen Bauchgefühl trauen soll, unbedingt, das ist glaube ich sehr wichtig.

Wir setzen unsere Reise ab Poligny auf der AB fort und erreichen sehr entspannt unser 2. Ziel Tournon.

Die Übernachtung hier danken wir einem Tipp, der Platz ist zwar nicht schön, doch fussläufig in das schöne Städtchen und an die Rhone und in der Nacht ruhig.

Am Abend brutzeln wir noch Reste von daheim und kuscheln uns um neun Uhr in unsere warmen Betten, denn auch für den nächsten Tag hat T. den Wecker um 06.15 Uhr beauftragt. Meine Verhandlungsversuche, doch dank der sehr nahen AB ein bisschen später aufzustehen, missglücken, obwohl wir uns eins sind, dass wir erst losfahren, wenn es hell ist. 

30.12.2018

06.15 Uhr ist die Nacht vorbei, um 07.30 Uhr verlassen  wir nach unserem leckeren, obligatorischen Unterwegsfrühstück: Porridge mit vielen leckeren Sachen den Platz. Tagesziel ist heute Argeles sur mer. Einer unserer Lieblingsplätze direkt am Strand, mit Blick auf den schneebedeckten Canigou und Collioure, das kleine Städtchen mit dem Postkartengesicht.

Die Fahrt auf der wenig befahreren Ab ist auch landschaftlich wunderschön, Schätzchens Motor schnurrt wie ein Kätzchen, der Verkehr fließt und wir sind sehr dankbar, unser Ziel mit zwei Päuschen, eine zum Bewegen für mich und eine zum Essen für uns beide bei strahlendem Sonnenschein erreichen. 

Es ist ein Stückchen Heimat, zum 4. Mal sind wir hier, kennen uns ein bisschen aus und fahren direkt von der AB zum Intermarchee, um die von M. gewünschten Stricknadeln und Wasser zu besorgen. Es ist Sonntag, doch die meisten großen Supermärkte haben den ganzen Tag geöffnet, unser Glück.

Nun wollen wir nur noch ans Meer und finden einen schönen freien Platz direkt am Strand. Ein Schweizer Ehepaar übernachtet dort und wir zwei Angsthasen stellen uns daneben, was wiederum ein Glück ist, denn mit V. u. M. haben wir zwei sehr nette Nachbarn gefunden und schnell sitzen wir bei Wein zusammen und sie erzählen uns, dass sie schon ein ganzes Jahr mit dem WoMo unterwegs waren. Am meisten freue ich mich, dass T. jeden Tag mehr aufblüht, er braucht den Kontakt zu Menschen, ich freue mich auch über Begegnungen, doch muss ich auch Zeit für mich haben, die Dosis macht es.

Wir beschließen am nächsten Tag nicht wie geplant weiter zu fahren, sondern noch Silvester mit einander zu feiern, auch das ist ein sehr weiser Entschluss. 

Am altbekannten Strand zu spazieren, nun das erste Mal im Winter ist ein besonderes Erlebnis. In der Sonne ist es angenehm, der Wind ist nicht zu kalt und wir nehmen ein Sonnenbad auf einer Bank, damit T. sich die Nase ein bisschen verbrennen kann, wenn schon denn schon, same procedure as every year….

31.12.2018 SILVESTER in Südfrankreich

Ich habe wundervoll geschlafen, wir brauchen dank der Wärme am Tag und ein bisschen Heizung am Abend in der Nacht nicht heizen und meine Kopfschmerzen und T. trockene Atemwege bleiben aus, wir frühstücken zum ersten Mal seit Reisebeginn unser “normales” Ei, Käse, Marmelde, Baquette Frühstück, ich mache brav meine Rückenübungen und danach machen wir zum ersten Mal nichts. Wir sitzen im warmen Schätzchen lesen, ich schreibe ein bisschen und wir genießen die Sonne drinnen.

Am Nachmittag gehen wir mit V. u. M. eine kleine Runde spazieren und verabreden uns für den Abend. T. macht gefüllte Eier – super lecker – und gegen acht Uhr kommen die beiden zu uns rüber und wir haben einen sehr schönen Abend, den wir um 00.00 Uhr mit M. südafrikanischem Muskatsekt begießen, das Feuerwerk anschauen und ins neue Jahr bis 01.30 Uhr feiern.

Silvester einmal ganz anders, sehr entspannt und schön.

V. lädt uns am 01.01.2019 zum Königskuchenessen ein, ein Brauch in der Schweiz. Im Kuchen wird ein König versteckt und wer das Stück mit dem König bekommt, darf eine Krone aufsetzen und regieren, wir freuen uns mit V. u. M. diesen Brauch zu teilen.

01.01.2019, 5. Reisetag

Wir schlafen bis acht Uhr aus, ich möchte mich zu T. ins warme Bett kuscheln, um unsere Dankbarkeitsübung nachzuholen, die wir leider schon seit einigen Tagen, wegen späteren Zubettgängen, nicht mehr zusammen gemacht haben, doch leider schickt mich T. in die Kälte zurück. Ich bin traurig, dass das neue Jahr so beginnt und hoffe, es geht nicht so weiter…..

Ich mache die Heizung an, stehe auf und bereite das Frühstück vor, wir machen einen Strandspaziergang und am Mittag tanken wir im Camping Car Platz  Strom und Wasser auf. Wir duschen, waschen Haare, es ist notwendig und laufen dann zu V. u. M., um mit ihnen den Königskuchen zu teilen. V. findet den König, der ein Snoopi ist, in ihrem Stück und darf die Krone tragen. Wir verbringen einen schönen Nachmittag zusammen und holen Schätzchen  vollgetankt vom Stellplatz ab. Den Abend telefoniere ich, wie jeden Abend mit Papa. Er ist noch alleine, S. Noch in Freiburg, doch am 02.01. kommt sie zurück und bleibt bei ihm bis Samstag, bis I. zurück ist.  Ich bin entspannter, wenn Papa nicht ganz alleine ist, obwohl er mit seinen 90 Jahren unglaublich fit ist.

Morgen wollen wir nun definitiv weiter. Same Procedure… brauche es nicht zu erwähnen, oder??? 06.15 Uhr falls ich es vergessen könnte….

02.01.2019 

Pünktlich stehen wir auf, obwohl ich schon um 04.30 Uhr wach bin… Reisefieber. Frühstück und dann sitzen wir unschlüssig, ob wir fahren, oder nicht. Wir beschließen zu fahren, bis zu Aldi schaffen wir es, nach dem Einkauf drehen wir um und fahren zurück. Große Wiedersehensfreude, wir laden V. u. M. auf`s Vieri zum Gugelhupfessen ein, machen noch einen großen Strandspaziergang mit den beiden und essen dann Gugelhupf im schönen warmen Schätzchen.

Am Abend laden sie uns zum Käsefondue im Freien ein, da der Käse zu sehr stinkt, um es im WoMo zu machen. Ich sage ab, ich kann die Kälte nicht ertragen, T.will den Käse und die Kälte probieren und freut sich, dass das Fondue so gut ist und die Kälte erträglich.

Ich freue mich, dass es T.so gefällt unter Menschen zu sein und dann heißt es endgültig Abschied nehmen, denn V. u. M. fahren morgen Richtung Heimat und wir wollen weiter. 

Wecker ist gestellt und wir freuen uns auf eine weitere gute Nacht.

 

Alles hat seine Zeit….

Keine Starenschwärme kreisen mehr über uns, sie haben ihre weite Reise angetreten, während wir noch zu Hause sind. Nichts in uns und nichts um uns zieht uns in die Ferne. Ganz im Gegenteil, wir fühlen uns hier in unserem warmen Daheim sicher und wohl und vertrauen ganz darauf, dass wir unserer inneren Stimme folgen werden, die uns zu gegebener Zeit zum Aufbruch auffordert, oder auch nicht. Manchmal bekomme ich die Frage gestellt, warum wir noch nicht weg sind…. Ja, warum sind wir noch nicht weg? Weil mich seit vier Wochen 2 Bandscheibenvorfälle schwer in meiner Beweglichkeit einschränken und die Schmerzen und die Ohnmacht meine ganze Energie fesseln, ist eine Antwort, doch die Antwort, die mir besser gefällt ist die, dass mich noch nichts gezogen hat, um in den Süden aufzubrechen… Spannend ist hier die Frage, habe ich nun die Bandscheibenvorfälle bekommen, weil ich mich trotz der fehlenden Abreisesignale auf den Weg machen wollte, oder war es Vorsehung, dass ich mich nicht auf den Weg machte, da mir diese Einschränkung drohte???

Es kann so und so sein, doch gleichgültig von welcher Seite ich es betrachte, heute mit ein bisschen Abstand und viel viel weniger Schmerzen, kann ich das was ist akzeptieren und genieße mit T. die Zeit daheim.

Daheim, zu Hause, Heimat ist für mich ein innerlicher und äußerlicher Fixpunkt. Ein Zustand, ein Ort an dem ich mich wohl, geborgen, sicher, entspannt fühle. Ich spüre wie wichtig es für mich ist, jetzt mit dieser Einschränkung an einem sicheren Ort zu sein, ohne große Anstrengungen, die ein Leben im Wohnmobil auch mit sich bringt, mit lieben Menschen in der Nähe und ärztlicher Hilfe ohne Sprachbarriere…

T. und ich beobachten bei unseren Gesprächen, wie wichtig uns Heimat ist, auch der Ort, der Platz an dem wir leben. Wir sind Zugvögel und immer wieder zieht es uns hinaus, doch es gibt auch Momente, da ist es nirgendwo auf der Welt schöner, als daheim in unserem Nest. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit T. ein Daheim habe. Ein Stückchen auf dieser Erde, an dem wir uns wohl und geborgen fühlen, uns zurückziehen und auftanken können, wenn der Wind draußen zu scharf bläst und die Kälte der Welt uns erschauern lässt.

Auch wenn  wir daheim sind begegnen wir Menschen, lassen sie bei uns sein, besuchen sie und somit kommt Leben in uns und ins Haus, wir teilen was wir haben und werden reich beschenkt, erzählen von unseren Erlebnissen, Wünschen und Plänen und hören zu und dann sind die große weite Welt und die Menschen, denen wir auf unseren Reisen begegneten auf einmal ganz nahe und der Wunsch in die Ferne zu ziehen ganz weit weg….

Und so hat eben alles seine Zeit und jetzt ist die Zeit die Beine etwas stiller zu halten, das Erlebte zu teilen, um nicht in einen Rausch des Konsumierens zu verfallen, denn auch Reisen und Unterwegssein kann zum Konsum werden. Darum geht es uns nicht, wir wollen achtsam und in unserem Tempo unterwegs sein, in uns und um uns, damit wir hören und fühlen können, welche Zeit ist….

Wann geht es los???

Über Winter

Kraniche ziehen mit kreischen und piepen über uns hinweg. Der Herbst ist da. Die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Ein Farbenspiel, das ich nicht in Bildern einzufangen wage, Sonnenstrahlen, die mir direkt ins Herz scheinen, Kraniche, Gänse, Stare, die sich sammeln und gemeinsam ihre lange Reise Richtung Süden antreten.

Auch uns zieht es nach Süden….dorthin wo es warm ist, die Sonne scheinbar nie ganz verschwindet, die Bäume grün bleiben und wir draußen leben können. Der Winter, der letzte Winter mit seinem nicht endenwollenden Dunkel hat uns träumen lassen von Licht und Wärme und dieses Jahr wollen wir es wagen, unseren ganzen Mut zusammenpacken, um uns aufzumachen, irgendwohin, wo der Winter wärmer und heller ist, als hier in der Mitte Deutschlands.

”Eigentlich” standen ab Juli  alle Ampeln auf Grün, unser Vorhaben Anfang November zu realisieren. Doch es ist anders. So anders, dass ich es garnicht in Worte fassen kann, wie anders. Anders, wie unsere Köpfe es uns einreden wollen und vielleicht so anders, wie unsere Seelen es sich wünschen.

In 8 Tagen ist November und wir wissen, dass der 1. November nicht unser Abreisetag ist. Als unsere Über-Winter-Träume Gestalt annahmen, schwebte in mir ein Gedanke, zu Beginn des neuen Jahres loszufahren.

Die schönen Monate November und Dezember zu Hause in der warmen Stube zu genießen. Tee trinken, Dinge ordnen, die sich dank der warmen Tage aufgestapelt haben, Weihnachten mit meinen Lieben feiern und vor der großen Reise erst einmal zur Ruhe kommen, nach Innen kehren, all das Loslassen, was mich auf der Reise belasten könnte.

Als ich gestern T. meine Zweifel, meine Ängste, meine inneren Dialoge mitgeteilt habe, wurde es mit einem Mal leichter in mir. Der Druck fiel von mir ab, bis zu einem Tag X abfahrbereit zu sein.

Geht es mir wie den Kranichen, spüre ich tief in mir wann die Zeit da ist? Wie stand auf der Karte, die mich Marta (hier ein lieber Gruß dir Marta, auch an Reinhardt und Putri), unsere liebe holländische Nachbarin auf unserem Rheinstellplatz auswählen ließ: Ich brauche mich nicht rechtfertigen für meine Entscheidung.

Ja, ich will mich nicht rechtfertigen, doch mit T. meine Gedanken zu teilen ist für mich wichtig, um mich selbst besser zu verstehen und auch ihm die Möglichkeit zu schenken mich besser zu verstehen.

T. machte es mir leicht, auch er ist sich noch nicht so sicher, wohin und wann wir starten…. und als er heute Morgen die neuen Winterräder montieren wollte, zeigten sich unsere Zweifel auch in der Materie, denn sie passen nicht… sie passen trotz T. umsichtiger Wahl nicht…. ein Zeichen???…. wie heißt es in einer Weisheitsgeschichte: Ist es Glück, oder Unglück, man weiß es nicht….. Es ist so, wie es ist und wir werden eine Nacht darüber schlafen, um die Gunst des Schlafes zu nutzen, eine Entscheidung zu treffen. Heute genieße ich die Sonne , die sich in den bunten Blättern widerspiegelt, die Natur gibt alles, leert sich aus, lässt los. Auch ich bin Natur und wer weiß, vielleicht sollte ich mich auch in meinen bunten Kleidern zeigen, in den weniger werdenden Sonnenstrahlen tanzen, mich leermachen, loslassen, damit ich Platz schaffe für die Stille, die Ruhe in mir, um neuen Samen Zeit zum Reifen zugeben, damit sie aufgehen können, wenn wieder alles anders ist und anders werden soll.