Wir haben heute Osterdienstag, falls es diesen gibt und die Feiertage sind zu Ende, das “normale” Leben geht weiter und wir können unsere Vorräte wieder füllen, nachdem wir seit mindestens 10 Tagen keine Einkäufe mehr getätigt haben. Doch keine Sorge, wir haben immer genug zu Essen und zu Trinken an Bord, denn nicht immer ergibt sich die Möglichkeit einzukaufen und dann ist es ein herrliches Gefühl einfach den Schrank aufzuziehen und sich darüber zu freuen, dass wir noch einige Tage an einem schönen Ort, auch ohne Versorgung, stehen bleiben können und trotzdem satt werden.
Doch heute wurde es Zeit, Thomas fand sich im Kühlschrank zurecht und das ist immer ein Zeichen, dass er so gut wie leer ist. Ein kleines Stück Butter, Joghurt – für unser immer noch heißgeliebtes Porridge, ein paar Tropfen Sahne, scharfer Senf und 3 Karotten war alles, was sich noch finden ließ.
Also ab zu Consum und zwar mit dem Rad, denn ich brauchte nach dem Fahrtag gestern unbedingt Bewegung.
Nachdem unsere kleine Caravane 4 Tage in Villena bei Dauerregen, 10 Grad Kälte und bester Laune verbracht hatte, beschlossen wir unsere gemeinsame Reise noch ein bisschen fortzusetzen und setzten uns Alcossebre an der Küste zum Ziel.
Ich kann es fast nicht in Worte fassen, wie uns die letzten 10 Tage bewegten. Da treffen wir fast am Ende der Welt auf Menschen, mit denen wir auf einmal wieder wie Kinder werden. Freude, Spaß und Zusammenhalt erleben, ohne Zwang und frei von Erwartungen. Wir kamen mit offenen Herzen auf Franz Platz an und Stück für Stück öffneten uns auch die Anwesenden ihre Herzen.
Thomas und ich durften schon oft Zeugen sein wie es sich anfühlt, wenn das Ego zurücktritt und Menschen sich auf der Herzensebene begegnen und das geschah auch auf der Finca Caravana am Lagerfeuer, beim Wandern, beim Erzählen, beim gegenseitigen Unterstützen.
Es ist für mich unbeschreiblich… schön…
Ich habe mir die letzten 10 Tage keine Sorgen und Gedanken gemacht. Manchmal packt mich fast ein schlechtes Gewissen, weil ich einfach nur die Tage mit mir, Thomas, Klaus, Christiane, Thomas und Christina mit Caprice genieße. Ich bin ganz im Hier und Jetzt und es fühlt sich so gut an.
Thomas geht es ähnlich, er ist ganz aus dem Häuschen, es fällt ihm am Abend richtig schwer sich zu verabschieden und so werden die Tage immer länger und die Nächte kürzer.
Und nicht nur uns geht es so, auch den 2 Paaren. Etwas ist ganz besonders und bereichert uns.
Ich bin so glücklich über das im Jetzt sein, diese Sorgenfreiheit, diese Freude und diesen Spaß. Alles darf so sein. Wir sind für uns und einander da, jeder in seinen Möglichkeiten, ohne Verpflichtung, ohne Stress und das tut uns allen so gut.
Wir hatten alle schon Herausforderungen zu meistern und es war eine Übung für alle, um die Unterstützung der anderen zu bitten, doch ich denke, dass gerade dieses sich “so zeigen wie wir sind” mit unseren Schwächen uns menschlich und nahbar macht. Thomas und Christina hatten ihren Wasserschaden, der dank der Hilfe von Klaus und Thomas 2 und 3 behoben werden konnte. Unser Dach ist dank der Hilfe (bei strömenden Regen) von Klaus und Thomas 1 wieder dicht und Klaus und Christianes Rucksack ist dank Thomas 2 (mein Thomas) nachts um ein Uhr wieder aufgetaucht und wir konnten die Gemüter mit heißem Tee und Gesprächen beruhigen.
Es ist schön in der Gemeinschaft zu sein, sie schenkt uns Sicherheit und doch lebt jeder seine Freiheit. Ich will morgen den anderen Paaren meine Gedanken dazu mitteilen, weil ich von Herzen dankbar bin, dass wir uns von Herzen begegnen wollen.
Ja, jetzt bin ich in unserem geschenkten Jahr angekommen. Jetzt fühlt sich alles gut an. Unser Entschluss unsere Reise nicht noch weiter gen Süden fortzusetzen war der Richtige. Wieder und wieder erlebe ich, dass ich mich meiner Führung anvertrauen darf, ich vertrauen haben kann, auch wenn ich manchmal nicht weiß wohin mich die Wege ziehen, wenn es sich gut anfühlt sie zu gehen, oder zu fahren, dann bin ich auf dem richtigen Weg.
Thomas übt sich, seinen Worten nach, auch dieses Vertrauen zu leben und es fällt ihm dank der vielen gemeinsamen Erlebnisse auch leichter mir und meinen Wahrnehmungen Vertrauen zu schenken.
Wäre nicht alles so einfach, wenn wir das Sorgen und ständige Gedankenmachen einfach lassen könnten.
Ich will es lassen und wie gesagt erlebe ich es in den letzten Tagen, es geht auch ohne und es geht viel besser und leichter ohne.
Doch ich spüre auch, wie sich dieses alte Muster, des “ Sich Sorgens” in manchen Stunden in mir breit machen will, doch ich möchte es loslassen, denn ich weiß was alle wissen: Keine Sorge der Welt ändert etwas an dem was ist, außer, dass sich zu sorgen Kraft und Energie kostet.
Ich hatte es zu Anfang ja beschrieben, dass ich mir das Buch “Sorge dich nicht, lebe” gewünscht habe und es dann auf wundersame Weise auf einem Campingplatz zu mir kam. Ich habe diesen Wunsch abgeschickt und dann nicht mehr daran gedacht und dann war es da. Zig solcher Erlebnisse könnte ich erzählen und ich frage mich oft, weshalb ich Ängste habe… vielleicht ist es einfach deshalb, weil ich es so gelernt habe, doch jetzt ist die Zeit auch diese loszulassen.
In unserer kleinen Caravane hat jeder seine Ängste und Sorgen. Sie dürfen sein und wir lernen, in dem wir darüber erzählen, viel über uns selbst und das ist wohl der Sinn jeder Begegnung, damit wir uns mit dem Anderen selbst begegnen und das Ziel unserer Reise ist und darüber sind Thomas und ich uns einig nicht die Begegnungen mit Menschen, mit denen wir uns selbst begegnen und wir ihnen Raum und unsrer offenen Herzen schenken, damit auch sie sich in uns begegnen können.
Wir haben die letzten Wochen nicht mehr zum Ziel möglichst viel zu sehen und zu erleben, nein, die größte Freude ist es, wenn wir uns glücklich und zufrieden fühlen, ganz in dem aufgehen was wir tun, ob es Boule Spiel ist, oder Hornochsen, am Lagerfeuer sitzen und erzählen, lachen und fröhlich sind und auch Menschen zuhören, sich für sie und ihre Weltanschauung zu interessieren, Anteil zu nehmen an ihrer Freude und ihrem Leid.
Die letzen 10 Tage waren, so empfinden wir es, die glücklichsten unserer ganzen Reise.