24.01.2019

Der Wecker ruft uns um acht Uhr aus dem Bett. AUSFLUG! “Eigentlich habe ich mich heute auf unseren Ausflug zur Markthalle in Alicante gefreut. Doch auch die Sonne macht heute einen Ausflug, wohin hat sie uns nicht gesagt und die dunklen Wolken am Himmel, dazu sehr heftiger Wind und nicht gerade einladende Temperaturen lassen mich sehr zweifeln, ob ich überhaupt mit Thomas und Uwe, dem Strohwitwer aus der Nachbarschaft, einen Ausflug machen will.

Ich überlege laut, wiege Vorteile und Nachteile gegeneinander auf, frage mich, ob Thomas mich überhaupt dabei haben will, kurzum, ich mache es mir nicht leicht mit der Entscheidung: Ausflug zu dritt? Ja, oder nein? Thomas wünscht sich, dass ich mitkomme und so gebe ich mir einen Ruck und wir starten die Bustour nach Alicante.

Thomas genießt das Zusammensein mit den Menschen hier, so hat er Strohwitwer Uwe gestern Mittag spontan eingeladen mit uns zu kommen. Ich spüre bei Thomas spontan Entscheidungen, mit mir fremden Menschen Unternehmungen zu starten, nicht immer die gleiche Freude wie er, ich wünsche mir, dass er mich vorher informiert, wenn er eine Unternehmung, die wir alleine geplant haben, nun mit einer, oder mehreren Personen starten will.

Vielleicht bin ich nicht so flexibel, oder sonst was, mich überfordert es an manchen Tagen schlichtweg mehr als nur uns beiden gerecht zu werden und es zeigte sich bei unserem gemeinsamen Ausflug heute, dass sich die Einnahme des Mittagessens, bzw. was, oder wo wir etwas essen als nicht ganz einfach entpuppte.

Ich hatte Gott sei Dank meine Notration dabei und war jedem Unterzuckerungsanfall gefeit und konnte dann getrost in irgendeiner Tapa-Bar sitzen und heiße Schokolade trinken, Thomas und Uwe aßen neben Spaniern einige Tapas, doch ihren Gesichtern nach, würden es die gewählten Speisen nicht ins Sternelokal schaffen.

Übrigens ist die heiße Schokolade hier in Spanien so dick, wie dünnflüssiger Pudding, sehr schokoladig und lecker. So habe etwas gefunden, mit dem ich über den ersten Hunger komme, egal welch undefinierbare Dinge auf der Karte stehen, oder nicht und das Gute ist, jede Bar hat diese Schokolade.

Tapas sind nicht mein Geschmack und sie sind wohl auch nur eine Art Aperitif beim Essen, ich mag es lieber eine Portion auf dem Teller zu haben, an der ich mich satt essen kann, an den Dingern esse ich mich hungrig, wahrscheinlich weil mir der Alkoholkonsum dazu fehlt.

Zurück zur Markthalle. Ich liebe Märkte und Markthallen, obwohl ich heute in der 1. Etage, in der die Fleischerinnung ihre Stände aufbebaut hat ein bisschen geschwächelt habe. Als ich das Lämmchen so ohne Fell mit Augen in der Auslage liegen sah, setzte ich meine Scheuklappen auf und marschierte ohne nach links oder rechts zu schauen, an den unzähligen Ständen vorbei.

Ich frage mich dabei immer, wer das alles kauft, ob das alles verkauft wird?

Beim Fisch und Gemüse und den Backwaren im Erdgeschoss konnte ich meine Scheuklappen wieder abnehmen.

Tote Fische und Geflügel lösen bei mir nicht das gleiche Gefühl aus, wie tote 4 Füssler. Wobei ich keines der toten Tiere unbedingt essen muss, die Gemüsestände und die Stände mit den Trockenfrüchten und Nüssen, dem Käse, den Oliven und die verschiedenen Brotsorten und Süßigkeiten haben mich und meine Augen mehr angezogen und so habe ich Käse gekauft und spanische süße Stückchen, deren Namen ich vergessen habe und die sehr lecker schmeckten.

Mit hungrigem Magen und satten Augen verließen wir die Markthalle, da es in der Markthalle, nicht wie manchmal üblich, etwas Warmes zu essen gab, um wie erwähnt in der Nähe kein “anständiges” Speiselokal ausfindig zu machen. Die Tapa-Bar, in der wir uns dann niederließen und in der ausschließlich sehr gepflegt aussehende Einheimische saßen, war das einzig ansprechende Lokal in dieser Gegend.

Nach dem Essen stand noch die Kathedrale auf unserem Programm. Thomas entdeckte auf dem Weg dahin noch die Touristen Info und an der kommt er nie vorbei und so legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein, damit er nach dem uns bekannten Weg, ich hatte ja den Stadtplan in der Hand, fragen konnte.

Der Mann schaute mich etwas seltsam an, als ich ihm die Kathedrale zeigte, nach der Thomas gefragt hat, naja, das hängt vielleicht mit Thomas Namen zusammen, dass er gerne noch eine zweite Meinung einholt, bevor er mir und dem Stadtplan traut.

Als wir dann endlich die Kathedrale erreicht hatten, war sie geschlossen, doch dafür entdeckten wir in der Nähe unzählige Speiselokale und sind jetzt für einen weiteren Besuch in Alicante bestens informiert, wo es was zu essen gibt.

Der Rückweg führte uns über die schöne Promenade mit ihrem Mosaikwellenmuster aus 8 000 000 Steinchen, gesäumt von Palmen, die in vier Reihen das Mosaik säumen.

Zum Abschluss schauten wir uns noch einmal diese sonderbaren Gummibäume mit den riesigen Luftwurzeln in einem kleinen Park an und setzten uns in das schöne Café, das ich bei unserem letzten Besuch schon bewundert habe, um Kaffee, die Männer, ich blieb bei der leckeren Schokolade, zu trinken und uns aufzuwärmen, denn die Sonne ließ sich leider den ganzen Tag nicht einmal blicken. So gestärkt spazierten wir in flottem Tempo, Uwe kam uns kaum hinterher zum Busbahnhof, um den Bus nicht zu verpassen, der alle Stunde Richtung La Marina fährt.

Zu Hause musste ich nach dem Süßzeug dann erstmal etwas Handfestes essen. Paprikagemüse mit gegrilltem Schafskäse und Reis. Leider war Thomas nicht mit meinem Vorschlag einverstanden, in der Markthalle einen Fisch zu kaufen. Bei dem Angebot hätte ich mich hinreißen lassen, einmal etwas ganz Neues auszuprobieren. Vielleicht ein anderes Mal, wir sind ja noch eine Weile hier, wobei ich in mir ein Kribbeln fühle, das ich noch nicht so richtig greifen kann…. sobald ich es ausdrücken kann, schreibe ich darüber, es ist kein Heimweh, aber auch kein Juhuuuu ich will noch 1 Jahr hierbleiben.

Langzeiturlaub an einem Ort ist etwas völlig Neues für mich. Es ist nicht wie reisen, es ist an einem anderen Ort wohnen, mit Nachbarn, mit Alltag, mit ein bisschen Sehnsucht nach meinen Lieben zu Hause……