13.01.2019 – 17.01.2019

13.01.2019

Heute bin ich ganz stolz auf mich, zum einen habe ich 2 Stdn im Fitnessstudio trainiert und dabei zum allerersten Mal nicht auf die Uhr geschaut, ob ich denn bald fertig bin, sondern ich habe die Zeit vergessen und ruck zuck waren 2 Stunden um. Es war schön anstrengend und der Blick vom Stepper und Fahrrad auf die traumhafte Poolanlage und das Meer im Hintergrund haben mich so erfreut, dass ich garnicht bemerkt habe, wie die Zeit vergeht.

Alle meine Übungen habe ich absolviert, selbst die Bodenübungen im Nebenraum des Studios machten mir Spaß, denn ich konnte dabei ein bisschen Fernsehen schauen, irgendein Beitrag aus einer Tierklinik, bei dem Tierbabys zu sehen waren, die mich ganz in ihren Bann zogen. Sooooo süß die Kleinen.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich arbeitete hart an meinem Körper (die Finger sind hinter meinem Rücken verschränkt) und Thomas der mit mir gekommen ist, war auf einmal verschwunden. Einfach so weg, wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich irgendwo auf dem Boden liege und mich übersehen.

Derart Muskel gestählt freute ich mich auf eine heiße Dusche. Das Wasser ist zwar mehr als gechlort, doch das gehört hier an der Küste wohl zum Standard. Kaum dem heißen Wasser entflohen steht eine der Mitarbeiterinnen des Fitnessstudios vor mir und fragt mich, ob ich Karin bin. Ja, die bin ich. Ola, your husband is missing you!!!

Oh wie schön, Thomas vermisst mich schon, er hat mich doch erst vor einer halben Stunde noch schweißgebadet gesehen. Ich ziehe mich schnell an und treffe vor der Rezeption Thomas, der mich besorgt anschaut. Er ist, als er mich im Studio nicht mehr gesehen hat, wie auch, ich lag ja auf dem Boden, duschen und dann zu Schätzchen zurück gegangen, um mich dort anzutreffen und da war ich nicht. Er hat sich dann gesorgt, dass ich vielleicht irgendwo liege, was ja garnicht so verkehrt war, nur mit dem Unterschied, dass ich mich freiwillig für SitUps hingelegt habe.

Die Wiedersehensfreude war groß und obwohl er ganz genau weiß, dass ich nie ohne mich zu verabschieden weggehe, versprach ich ihm, mich immer zu verabschieden, falls ich gehe.

Wie 2 Frischverliebte gingen wir dann gemeinsam heim und ich bereitete das Mittagessen vor – Spaghetti Bolognese – während Thomas unsere Sportkleider auswaschen ging.

Die Arbeitsteilung klappt inzwischen wunderbar und Thomas ist sehr glücklich darüber. Ich koche, Thomas spült. Ich mache die Wäsche schmutzig, Thomas macht sie sauber. Thomas verspritzt das Waschbecken mit Zahnpasta, ich putze gleich das ganze Haus… doch nun genug aus dem Nähkästchen geplaudert, jetzt wird gegessen.

Nach dem Essen sollst du ruhen, oder tausend Schritte tun! Wir entscheiden uns für letzteres, dazu nehmen wir unseren Kaffee und Tee mit einem Stückchen Gewürzkuchen auf unserer Sonnenterrasse ein und genießen die 25 Grad bei herrlichem Sonnenschein. Kann das Leben schöner sein.

Ich lese noch ein bisschen in Sabines Buch, es ist so wunderschön, dass ich es kaum erwarten kann, es ihr zu geben, ich hoffe, sie hat es noch nicht gelesen. Es gibt Autoren, die eine so einzigartige poetische Sprache sprechen, dass ich manche ihrer Sätze zweimal lesen muss, so unglaublich sind sie und der Autor dieses Buches – ich verrate euch seinen Namen erst, wenn ich Sabine das Buch gebracht habe – beherrscht diese Sprache.

Dann haben wir genug geruht, die Sonne zieht uns an den Strand. Es wird uns nie langweilig am Strand entlang zu spazieren. Der Strand, das Meer sehen nie gleich aus, die Insel, die 5 km im Meer vor Santa Pola liegt, ich habe ihren Namen vergessen, ist je nach Weitsicht ganz nah zu sehen und ein Ziel von uns die nächsten Tage.

Auf unserem Strandspaziergang erreicht mich dann der Anruf von Papa. Es geht ihm nicht so gut, das trübe Wetter, der Regen, das Alleinsein und sein defekter PC machen ihm zu schaffen und er sucht nach alten erledigten Unterlagen.

Ich weiß auch nicht wo sie sind und erzähle ihm von diesem Blog und dass er uns in Texten und Bildern ein bisschen begleiten kann auf unserer Reise, doch das hört er glaube ich nicht so richtig.

Es ist ein Umstand, der mich schon mein ganzes Leben begleitet, egal wo ich auf dieser Erde schon war, beim telefonieren mit meinen Eltern erzählten sie haargenau, was sie zu Hause alles beschäftigt und wer gestorben ist… daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert und ich habe es noch nie fertig gebracht zu sagen, dass ich auch einmal gerne gefragt werden will, oder erzählen will, was ich gerade erlebe…. ich weiß nicht, ob es mir je gelingt zu Papa zu sagen, dass ich mir wünsche, dass er mich mal fragt, wie es mir geht und was ich erlebe.

Es macht mich traurig, wenn Papa sich mit seinen 90 Jahren nun öfter so alleine fühlt und müde geworden ist, ich spüre dann, dass ich in meine alte Rolle schlüpfen wollte, alle meine Lieben glücklich zu machen, nur nicht an mich selbst zu denken.

Ich vermisse meinen “alten” Papa, den lebensfrohen, optimistischen, starken, zuversichtlichen Mann. Ich glaube es fällt ihm sehr schwer alleine zu sein, er ist so gerne unter Menschen und ich bin sehr dankbar, dass er es in seinen Möglichkeiten immer noch versucht neue Kontakte zu knüpfen. Am Dienstag will er mit Josie zum Hundeplatz und ich bin gespannt, was er erzählen kann.

Ich bin auch sehr dankbar, dass ich gut hier sein kann. Ich die Zeit hier, die Erlebnisse, das Zusammensein mit Thomas und mein Alleinesein mit mir so genieße, das war nicht immer so. Als Kind und Jugendliche und auch in späteren Jahren, wenn ich alleine verreiste, bin ich fast gestorben vor Heimweh.
Ich konnte mich an den schönsten Orten, mit den liebsten Menschen an meiner Seite nicht erfreuen, weil ein großes Stück meines Herzens, wenn nicht sogar mein ganzes Herz zu Hause sein wollte.

Dieses Heimweh ist geheilt, ich weiß immer noch nicht so richtig, wie es geheilt wurde, doch es ist geheilt und darüber freue ich mich sehr, denn Heimweh zu haben ist eine ganz, ganz schlimme Krankheit. Es ist ein so großer Kummer, der einem die Freude nimmt an dem was ist, den Appetit und das Lachen raubt…ich glaube jeder, der an dieser Krankheit schon gelitten hat, kann nachvollziehen, von was ich rede.

14.01.2019

Ausflug nach Alicante. Abfahrt mit dem Linienbus 10.50 Uhr vor dem Campingplatz. Ich könnte hüpfen vor Freude, endlich Tapetenwechsel, wir machen unseren ersten Busausflug nach Alicante.

Es ist spannend, obwohl hier alles neu ist und ich längst nicht alles auf dem Campingplatz und drumrum gesehen habe, kommt nach genau 8 Tagen die Neugier bei mir vorbei. Sie ist eine treue Begleiterin. Sie besucht mich regelmäßig und fordert mich auf, mit ihr zu kommen, sie will mir etwas Neues zeigen und weiß,  für etwas Neues bin ich fast immer bereit.

Ich gehöre nicht (mehr) zu denjenigen, die einen Ort bis ins letzte Detail erforschen, die Monate zuvor schon zig Reiseführer gewälzt, unzählige Notizen gemacht hat, denn seit ich mit Thomas reise hat sich das grundlegend verändert.

Unsere erste, nein stimmt nicht, ab der zweiten gemeinsamen Reise, denn bei der ersten Reise nach Österreich waren wir noch so verliebt, dass mir Thomas weder die Reise-Vorfreude, noch den Spaß beim Studieren der Reiseführer nehmen wollte, habe ich aufgehört laut zu planen und meine Vorfreude vor ihm kundzutun, denn Thomas wollte nicht wissen wohin wir fahren, geschweige denn, was wir dort alles anschauen könnten, sofern wir denn wollten und das Wort Vorfreude hat er gänzlich aus seinem Wortschatz gestrichen.

Meine Gedanken und die Freude über die Reise ganz für mich zu behalten fiel mir anfangs sehr schwer, ich wollte so gerne mit meinem Reisegefährten die Freude darüber teilen, konnte nicht verstehen, warum Thomas sich so verhält.

Nur weil ich (leider) sehr harmoniebedürftig bin und Thomas nicht noch zusätzlich belasten wollte, hat dieser Umstand, der geheimgehaltenen Reisevorfreude, bis heute zu keinen ernsten Auseinandersetzungen geführt, wo es doch schließlich um unsere gemeinsamen Reisen und nicht um meine Individualreisen ging.

Gott sei Dank gab und gibt es aber liebe Menschen um mich, die an unseren Reiseplänen interessiert sind und meine Vorfreude gerne mit mir teilen und doch ist mir dieses Jahr etwas passiert, was mir noch nie passiert ist. Ich habe unsere Reise nicht vorbereitet. Ihr glaubt es nicht! Ja, ich kann es selbst kaum glauben. Ich habe zwar so grob die Richtung festgelegt und mir vom ADAC ein bisschen Material zuschicken lassen und ganz kurz vor der Abreise doch noch einen Reiseführer für die spanische Mittelmeerküste gekauft, doch das ist gegen meine sonstigen Planungen und der Beschaffung von Reiseführern nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dann geschah etwas Unerwartetes. Thomas setzte sich die Wochen vor der Abreise hin und schaute nach Zwischenübernachtungsmöglichkeiten auf dem Weg nach Spanien, schickte mir eine Landkarte mit der möglichen Route und ich war erstaunt und sehr froh, dass er sich die Mühe gemacht hat und hatte das Gefühl bei ihm kam auch eine gewisse Freude auf.

Ich habe mich nie um die Planung gerissen, tue es heute noch nicht, doch war ich immer der Meinung, um ein Ziel zu erreichen, müsste man nach dem Weg schauen. Doch diese Meinung will ich nun revidieren und falls es so etwas, wie einen neuen Plan gibt, heißt der: Reisen ohne Plan!

Das Ziel habe ich vor Augen, doch die Wege werden sich, so hoffe ich doch inbrünstig, beim Gehen, bzw. Fahren erschließen.

Wie das nun genau aussieht?, ich habe keine Ahnung. Wir fahren mehr oder weniger im Blindflug, das ist sehr sehr gewöhnungsbedürftig für mich, da ich die Sorge habe, irgendetwas auf der Fahrt, oder an dem Ort an dem wir sind, zu verpassen, nicht mitzubekommen und mich hinterher, wenn ich es erfahre zu ärgern. So wie es mit dem Kloster Montserrat bei Barcelona passiert ist, das wir locker hätten besuchen können, wenn da nicht…….wenn ich die Bilder im Reiseführer entdecke, könnte ich mir heute noch in den Hintern beißen, meiner inneren Stimme nicht gefolgt zu sein. Doch vielleicht ist das ja auch ein Schlüsselerlebnis, das mir jetzt hilft, meinem Bauch zu trauen und den Weg einzuschlagen, den mir mein Bauch vorgibt, vorausgesetzt mein (Reise)gefährte Thomas ist auch damit einverstanden.

Mit dem Vertrauen in mein Bauchgefühl ist es nicht so ganz einfach. Aus der Erfahrung weiß ich, dass es immer recht hatte und doch lasse ich mich durch Gedanken verunsichern, ihm ohne wenn und aber zu folgen.

Überhaupt fahren seit unserer letzten Reise einige komische Empfindungen und Gefühle mit u.a. auch mehr Sorgen. Ich schiebe es auf den Wechsel der Jahre, denen ich mich manchmal so ausgeliefert fühle.

Im Gegensatz zur Neugier, die ich sehr mag, gefallen mir die Sorgen und Komisch-Stimmungen nicht so gut, doch sie zu ignorieren gefällt ihnen nicht, sie verfügen nämlich über ganz miese Tricks, sich trotz Abwehr irgendwie in meine Gedanken zu schleichen.

Deshalb habe ich entschlossen, dass ich ihnen mein Ohr schenke, erstmal zuhöre, was sie mir zu sagen haben, um mich dann, wenn ich es für notwendig erachte von ihnen zu verabschieden, denn einem meiner ganz treuen Begleiter, dem ich leider nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit schenke, habe ich in diesem Jahr einen Ehrenplatz bei mir reserviert, dem Vertrauen.

Ich habe festgestellt, ich kann ohne Vertrauen nicht leben, wir beide können nicht ohne einander, auch wenn die Kontrolle mir das immer wieder ausreden will, wir gehören zusammen und ich habe uns beiden versprochen, dass wir beide uns nie wieder aus den Augen verlieren.

Falls es doch einmal passieren sollte, dann bitte ich euch, die ihr ja nun von meinem Versprechen wisst, dass ihr mich daran erinnert, damit ich es halten kann.

Und so wird diese Reise nicht nur eine Reise in andere Länder, sondern eine Reise in mich, zu meinen innersten Quellen und ich werde euch von den anderen Ländern, den Begegnungen mit Menschen und dem unbekannten und bekannten Land in mir und der Begegnung mit mir selbst berichten.

Heute bin ich mir in Alicante begegnet und ….

Thomas kennt Alicante`s Promenade und den Yachthafen von einem Zwischenstopp, den er und seine Kollegen auf dem Weg nach Almeria in einem Hotel direkt am Strand eingelegt haben.

Wie muss es sich für ihn anfühlen, dass “OPEL” und all das was dazugehört, nicht mehr zu seinem jetztigen Leben zählt? Ich habe 1997 zwar auch Abschied genommen von meinen lieben Kollegen und einer Tätigkeit, die mir mein eigenes, sicheres Einkommen und meistens Freude bereitet hat, doch ich bin nicht, wie Thomas in die Leere spaziert, sondern in die Fülle. In die Fülle mein Leben fortan mit zwei wundervollen Kindern zu teilen. Ich hatte kein Heimweh nach der Post, die mir 18 Jahre auch ein sicherer Hafen bedeutete. Ich nahm leichten Herzens Abschied, denn ich konnte mich nun ganz meiner Lieblingslebensrolle: Mutter sein, widmen.

Mutter, mütterlich zu sein, mich zu kümmern, zu nähren,  ist mein größtes Lebensgeschenk, es ist meine Natur, meine Lebensaufgabe, nichts erfüllt mich mehr, als zu lieben, auch gebraucht zu werden. Von Herzen zu geben. Ich freue mich über Menschen die es von Herzen nehmen können und habe Mitgefühl für die, die es nicht annehmen können. Mit der Aufgabe meine eigene Familie zu lieben und zu versorgen, erfüllte sich ein Teil meines Lebensplans, da bin ich mir ganz sicher…

Thomas zeigte mir das Hotel in dem er und die Kollegen übernachtet haben, erzählte vom Black Out eines Kollegen, der ein bisschen zuviel Alkohol genosssen hat und er schickte ihm ein paar Fotos, um seine Erinnerung wach zu rufen.

Alicante hat einen schönen, kleinen Yachthafen in dem auch einige wenige größerer Yachten vor Anker liegen. Mit uns ging der Promenade entlang, ein ärmlich aussehender alter Mann mit einer Plastiktüte als Gepäck.

Es ist ein seltsames Bild, im Hintergrund die Millionenyachten, die vom Personal des Eigners gewienert werden, ohne dass ein Fünkchen Staub auf ihnen erkennbar ist und direkt vor uns, der alte Mann, in schäbigen Kleidern, dessen ganzer Besitz sich, so macht es den Anschein, in seiner Plastiktüte befindet.

Den Häusern an der Promenade nach zu urteilen, gab und gibt es diese Unterschiede im Besitz und Wohlstand schon sehr sehr lange, doch stelle ich an mir immer wieder fest, dass mich mehr Besitz, wenn meine Grundbedürfnisse gut gesättigt sind, nicht noch glücklicher macht. Im Gegenteil, Besitz verpflichtet und fordert.

Als Kind habe ich das Märchen Hans im Glück nicht so richtig verstanden, wie kann er dann glücklich sein, wenn er garnichts mehr hat???, doch er hatte viel mehr als materiellen Reichtum, er war zufrieden und glücklich mit sich und dem was er war und was war. Ich bin sehr dankbar, dass ich in und mit meinen Möglichkeiten glücklich bin und Thomas und ich zusammen glücklich sind und ähnliche Werte, auch beim Thema Besitz und Wohlstand teilen.

Wir fühlen uns wohl, wenn wir Vertrauen haben, uns im Großen Ganzen geborgen fühlen, einander lieben und liebe Menschen an unserer Seite sind, wir unser tägliches Brot haben und  wir trocken, warm und an einem sicheren Ort leben können.

Wenn die Sonne lacht und uns wärmt,  die Vögel zwitschern, die Freude in den ganz kleinen Dingen erkennbar ist und wir beglückende Begegnungen haben, wir keinen Mangel in unseren Köpfen konstruieren und von Dankbarkeit für alles was ist erfüllt sind, dann habe ich den Eindruck, dass wir eins sind mit uns und der Schöpfung und dieses Einsein, das macht mich froh…

An der Promenade beschließen wir, vor unserem Aufstieg zur Festung Santa Barbara, eine Portion Pommes bei Mc Donald zu essen. Die Anonymität, die wir sonst ablehnen, tut uns in dem Moment gut, denn wir genieren uns, im Restaurant daneben nur eine Portion Pommes zu bestellen. Auch im Genieren sind Thomas und ich uns ähnlich, doch wir üben auch da, unsere Komfortzonen öfter zu verlassen, denn einer von uns steht dem anderen immer bei, egal, wie peinlich wir die Aktion bewerten.
Es ist schön, einen Menschen an meiner Seite zu haben, von dem ich mich geliebt fühle, auch, oder gerade wenn ich nicht meine Schokoladenseite präsentiere.

Mir schmecken die Pommes und wir genießen es draußen zu sitzen, fast ungetrennt von den Gästen des Nobelrestaurants direkt neben uns.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Festung. Dank Thomas Navigation finden wir den Weg und steigen Kehre um Kehre auf dem wunderschön ausgebauten, wenn auch durch den marmorähnlichen Belag sehr rutschigen Weg nach oben. Wir halten immer wieder inne, um die Ausblicke aus verschiedenen Positionen zu genießen, die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß und die Steigung von 20% ist gut zu meistern. Oben angekommen sind wir überwältigt von den Aussichten, in die Berge, in die hochhausgepflasterte Stadt und auf das Meer und die vorgelagerte Insel Tabarca.

Die Vorstellung, was hier durch die Mauren begonnen und von Römern, Kathargern und sonstigen Bewohnern erschaffen wurde ist unvorstellbar… es gibt große Mühlräder, die das Korn gemahlen haben und tiefe Brunnen für Trinkwasser…alles von Menschenhand geschaffen, vor langer Zeit und heute noch faszinierend.

Ob die Bauwerke, die unsere Generation heute errichtet, all das was wir heute erschaffen, auch so einen bleibenden Wert hat. Die vielen Plastikflaschen, die wir im Fluss angestaut gesehen haben, können wohl nicht das einzige sein, was wir der Nachwelt an unzerstörbaren Werten hinterlassen.

Wir steigen in die langsam untergehende Sonne ab und machen uns, nachdem Thomas noch eine heiße Schokolade bei Mc Coffee trinkt auf den Weg zum Busbahnhof und dank meiner Hartnäckigkeit, oder besser gesagt: Ich folge meinem Bauch!!!,  gehen wir von der Promenade bis dorthin durch einen schönen Park, der sich zwischen zwei Hauptstraßen befindet und uns entspannt direkt an den Busbahnhof führt. Für 10.80 Euro hin und zurück, zwei Personen, ist der Preis für die 30 km Strecke von La Marina nach Alicante ein Schnapper. Wir nutzen gerne den Bus, unterwegs sehen wir etwas von der Landschaft und wir brauchen uns keine Gedanken um einen Parkplatz in Zentrumsnähe zu machen, der Bus bringt uns genau dorthin.

Für einen Marktbesuch, die Stadt zu besichtigen und die Markthalle aufzusuchen hat die Zeit heute nicht gereicht, als wir 18.30 Uhr den Bus nach Hause nehmen, ein Grund wieder zu kommen.

Es ist tiefste Nacht, als wir nach einer Dreiviertelstunde Fahrt am Camping Platz ankommen und ca. 6 Grad kalt, Zeit mit einer warmen Suppe den schönen Ausflugstag ausklingen zu lassen.

Die Tage vergehen wie im Flug. Wir sind schon eine Woche hier und 18 Tage unterwegs. Für Normalurlauber mit 3 Wochen Urlaub wäre jetzt der Urlaub bald zu Ende, ich habe den Eindruck, dass er für uns erst beginnt.

Wir die Anfangsschwierigkeiten, auf engem Raum die Terretorien abzustecken bewältigt haben und nun der gemütliche, entspannte Teil der “LangZeitReise” beginnt. Ich freue mich an dem was ist, warte geduldig, bis das Ziel mich anzieht und genieße das Hier und Jetzt.

15.01.2019

Ich werde meinen Entschluss jeden Tag zu schreiben heute aufgeben. Ich schaffe es nicht und stelle mir die Frage, wem oder was ich  beweisen will, dass ich Disziplin habe. Ich habe sie nicht immer, das ist meinem Vata-Naturell zu schulden, ich kann da garnichts dafür. So wie ich bin, bin ich richtig, das habe ich auf einem Ayurvedaseminar gelernt und Vata-Kaphamenschen, wie ich, sind wie Feuer und Wasser, leicht zu begeistern, doch nicht immer reicht die Energie dann auch, die Begeisterung bis zum Ende zu bewahren.

So werde ich euch an dieser Seite von mir teihaben lassen (sie gefällt mir nicht so gut an mir!), manchmal brenne ich vor Leidenschaft und Begeisterung und so schnell, wie das Feuer brennt, kann ich es auch löschen.

Ich werde jetzt schreiben, wann es passt, täglich, oder nicht täglich und das was aus mir will darf aufs Papier, in den Blog, ich werde mich weder zwingen zu schreiben, noch selbst für mein Geschriebenes, oder Nichtgeschriebenes  verurteilen, das hört sich nach einem guten Vorsatz an, mal schauen ob es klappt.

Ich beobachte seit einigen Tagen, dass ich einmal in der Gegenwart, dann in der Vergangenheit, dann wieder in beiden Zeiten schreibe, das kommt von diesen Wechseln, gestern, oder heute. Verzeiht diese Zeitenwechsel, dies zu kontrollieren, würde mich in meinem Schreibfluss hemmen, doch bemühe ich mich die Vergangenheit anzuwenden, wann immer es passt…

Pilates ist heute angesagt, ich gehe alleine, Thomas wäscht Wäsche, spült, leert das Clo und das Wasser, füllt Wasser. Ich bin so dankbar, dass ich mich um diese Dinge nicht kümmern muss, dass sie Thomas für uns übernimmt. Dafür koche ich eines von Thomas Lieblingsessen, dem er sogar einen Namen verpasst hat: Bonanza.

Bonanza, die Älteren unter euch erinnern sich an Hop Singh, den Koch der Cartrights auf ihrer Farm. Cowboys essen gerne Bohneneintopf und wir beide auch und so gibt es, hauptsächlich, wenn die Zeit knapp wird, einen meiner Unterzuckerungsanfälle abzuwenden, Bonanza.

Heute Bonanza mit Kidneybohnen, rotem Paprika und Rinderhack, damit man(n) auch richtig satt wird. Man(n) wurde satt und drehte im Anschluss eine Mopedrunde mit seinem neuen Mopedfreund Albert aus Trier. Ich freue mich, dass Thomas seinen Spaß hat und nutze die Zeit um unser Schätzchen innen auf Hochglanz zu polieren, die Wäsche aufzuhängen und mit Irene zu telefonieren, anschließend mache ich einen Strandspaziergang und lege mich ein Weilchen in die Dünen, um dem Rauschen des Meeres zu lauschen. Ich liebe das Meer und wie ich beim Heimkommen in einer WhatsApp von Monika lese, sie auch. Sie überlegt, ob sie uns mit Birgit besuchen kommt. Das wäre eine wunderschöne Überraschung, der Flughafen liegt nur 30 km entfernt und hier am Platz gibt es Mobilheime zu mieten. Ich bin gespannt, wie die Beiden sich entscheiden, mit ein paar Bildern habe ich ihnen in jedem Fall den Mund wässrig gemacht.

16.01.2019

Steigerung! 09.30 -10.30 Uhr Pilates, gleich im Anschluss noch eine Stunde Rückenkurs, ich habe es eingangs erwähnt,  ich bin ganz stolz auf mich, wenn ich beim Sporteln durchhalte. Um ehrlich zu sein, ich liebe es mich zu bewegen, doch mich riesig anzustrengen, noch dazu, dass mir jede Gräte wehtut, das mag ich nicht so gerne. Doch das Sporteln hat auch was Gutes, meinem Rücken geht es sehr gut und mir, mit nicht zuviel Anstrengung auch. Thomas erklärt mir, dass beim Sport auch Glückshormone freigesetzt werden, naja, beim Schokoladeessen auch und das strengt mich nicht so an… jaja, ist gut, ich bleibe mir und meinem Rücken zuliebe dran und esse die Schokolade hinterher, nein, ich esse seit neuestem Rosinen, damit ich mir nicht mit Verstopfung den Urlaub verderbe und Rosinen schmelzen auch nicht in meiner Hosentasche, das ist wahrscheinlich der größte Gewinn…

Die Tage werden ruhiger, wir sind angekommen, eine gewisse Routine, ein Ablauf kehrt ein. Mit tut es gut, ich fühle mich im Hier und Jetzt und genieße was gerade zu tun, oder zu lassen ist.

Ich lese in Sabines Buch, das mich sehr berührt. Ich kann nicht sagen, was es war, das mich veranlasste für sie dieses Buch zu kaufen und hoffe, dass sich die Handlung in ihrem Leben nie wiederholt, sondern sie wie ich, diese zarte Poesie liebt, diese Wortspiele, diese Schachtelsätze, die ich gut von mir kenne, dieses Gefühl HIER UND JETZT ist alles richtig für mich, vielleicht nicht für alle anderen, doch für mich.

Thomas geht Beute machen, er muss etwas tun und tut so nützliche Dinge, wie Fisch kaufen. See Hecht fürs Mittagessen, bereits filetiert für die bequeme Köchin.

Wenn es nicht zu viele hintereinander sind, liebe ich diese Tage die so dahinplätschern, ohne große Abwechslung, nur zu lange darf es nicht sein, sonst meldet sich meine Neugier und Ungeduld etwas Neues zu erleben, doch so nehme ich mir ab und an die Zeit etwas tiefer einzutauchen in das was ist und das tut mir glaube ich ganz gut, ein, oder zwei Tage (hahaha!!!).

17.01.2019

”EIGENTLICH” ist Pilates und …. doch ich beschließe mir heute Zeit für das Zusammensein mit Thomas zu nehmen. Ich will unseren Hochzeitstag mit ihm feiern, jeder Tag ist unser Hochzeitstag, heute ist unser 42. Hochzeitstag. Ich weiß nicht wieviel Tage uns bleiben und so will ich jeden als solchen feiern, wie ich jeden Tag meines Lebens so feiern will, denn ich weiß nicht wie viele ich noch habe.

In Sabines Buch steht so sinngemäß: Wenn wir wüssten, wie kurz unser Leben ist, würden wir keinen Tag mit ärgern, oder anderen unnützen Dingen verbringen. Ja, wir denken wohl zu oft, wir hätten alle Zeit der Welt, die haben wir nicht, ein menschliches Leben ist begrenzt und was sind selbst Papas stolze 90 Lebensjahre gemessen am Zeitalter der Erde.

Mama ist nun 4 Monate und 6 Tage tot. Ich trage ihr Sterbebildchen bei mir im Kalender und auch ohne das Bildchen ist sie jeden Tag bei mir. Wie lang und wie kurz waren die 55 Jahre, die ich mir ihr verbringen durfte. Wahrscheinlich habe ich mehr meiner Lebenszeit mit ihr verbracht, als ich ohne sie verbringen werde, was ein Geschenk.

…..Fortsetzung folgt